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Wuchermieten für DDR-Arbeiter

■ Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen Leiharbeitsfirmen

Koblenz (taz) - Die Koblenzer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Leiharbeiterfirmen im Raum Altenkirchen. Einer der Firmen wird vorgeworfen, rund hundert DDR-Arbeiter mit Wuchermieten übers Ohr gehauen zu haben. Es handelt sich vorwiegend um Schweißer, Techniker und andere Facharbeiter, die von der Firma in der DDR angeworben wurden.

Den Arbeitern wurden dann im Westen Quartiere angeboten: ein Zimmerchen, Toilette auf dem Flur, für rund 400 Mark im Monat. „Viel zu teuer“ für rheinland-pfälzische Verhältnisse, meinte gestern der Koblenzer Leitende Oberstaatsanwalt Weise zur taz. Die Mieten seien, so Weise, „inzwischen zwecks Schadensbegrenzung gesenkt worden“.

Als unbegründet indes erwies sich der ursprüngliche Verdacht auf illegale Leiharbeit, der sich gegen fünf Leiharbeiterfirmen gerichtet hatte. Alle DDR-Arbeiter seien bei Arbeitsamt und Krankenkasse angemeldet.

Auch Anschuldigungen eines anonymen Anzeigers in Sachen Ausbeutung hätten sich nicht bewahrheitet. Weise zufolge erhielten die Leiharbeiter „den normalen Lohn“.

In anderer Sache fündig wurden die Ermittler allerdings bei dem Chef einer der durchsuchten Personalleasing-Firmen: Der 42jährige Arbeitsleaser sitzt derzeit „wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr“ in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Veruntreuung von Firmengeldern und Erpressung von Angestellten vor.

Jow

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