Grabschändungen auf dem Ölberg Jerusalems

Jüdischer Friedhof auf dem Ölberg geschändet / Polizei schließt auch eine Provokation von jüdischen Orthodoxen nicht aus  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die Serie der Schändung jüdischer Gräber dauert weiter an. Am Montag sind auch auf dem alten Ölberg-Friedhof im Osten Jerusalems zahlreiche Grabsteine mit Hakenkreuzen und anti -israelischen Parolen beschmiert worden. Zudem wurden mehrere Grabsteine umgeworfen. Doch im Gegensatz zu den Schändungen jüdischer Grabmäler in Europa muß man in Israel zumindest auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß mit solchen Aktionen - begangen von jüdischen Provokateuren sehr wirksam anti-arabische Ressentiments und Bedrohungsängste geschürt werden sollen.

Auch die Ermittlungen der israelischen Polizei gehen in Richtung jüdischer Urheberschaft der Schmierereien. Bereits am Sonntag wurde - wie die taz in ihrer gestrigen Ausgabe berichtete - im Zusammenhang mit den Schändungen des Haifaer Friedhofs ein offenbar geistesgestörter 41jähriger jüdischer Ingenieur unter dem Verdacht verhaftet, 250 jüdische Gräber in für Palästinenser untypischem, fehlerfreiem Hebräisch mit anti-israelischen und antisemitischen Parolen beschmiert zu haben. Am gestrigen Montag kam es in diesem Zusammenhang dann zur Festnahme eines weiteren Verdächtigen. Wie schon der 41jährige, mit dem der nun Verhaftete überdies befreundet ist, konvertierte auch dieser zweite Verdächtige zum orthodoxen Judentum. Zusammen mit seiner Frau, einer Kardiologin, soll er einer „messianischen Sekte“ vorstehen, die allen Juden die vollständige Vernichtung prophezeit, wenn diese sich nicht wieder auf den orthodoxen jüdischen Glauben besinnen. Auch der am Sonntag festgenommene Ingenieur soll dieser Sekte angehören. Durchaus vorstellbar wäre, daß die mutmaßlichen Täter, um ihren Bedrohungsprophezeiungen den rechten Nachdruck zu verleihen, die Schmierereien am Haifaer Judenfriedhof begangen haben. Gestanden freilich haben sie bisher nicht. Über die Täter, die den Jerusalemer Ölberg-Friedhof heimsuchten, herrscht noch völlige Unklarheit.

aw