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1.000 Mark für ein paar Gummis

Irischer Plattenladen wegen Kondomverkaufs bestraft  ■  Aus Dublin Ralf Sotscheck

Einem pflichtbewußten Dubliner Polizeibeamten ist es zu verdanken, daß die irische „Family Planning Association“ (FPA) am Dienstag eines vorsätzlichen Gesetzesbruchs überführt werden konnte. Der Polizist sagte vor Gericht aus, daß er im Januar an einem FPA-Stand in einem Schallplattenladen eine Packung Kondome erstanden habe, obwohl der Verkauf nur in Apotheken, Arztpraxen und Kliniken erlaubt ist. Verschärfend kam hinzu, daß der Plattenladen ausgerechnet „Virgin“ (Jungfrau) heißt.

„Gesetz ist Gesetz“, stellte Richter Oliver Macklin fest und verurteilte die FPA zur Zahlung von 400 Pfund (etwa tausend D-Mark) Strafe - plus 45 Pfund Kosten für den Polizeizeugen. Der Staatsanwalt gab der FPA den guten Rat, eine Lizenz als Familienplanungsklinik im Virgin-Laden zu beantragen. Warum auch nicht? Schließlich sind die Räume so groß, daß hinter dem Regal mit klassischer Musik durchaus noch ein gynäkologischer Untersuchungsstuhl Platz hätte.

Die FPA hat Berufung eingelegt und schert sich vorerst nicht um das Urteil. „Wir verkaufen sie aber nicht als Verhütungsmittel“, meinte FPA-Sprecherin Christine Donaghy gestern listig, „sondern als Prophylaxe gegen Aids.“ Dagegen kann die irische Regierung eigentlich nichts haben. In ihren Informationsbroschüren preist sie Kondome als das „effektivste Mittel zur Verhinderung der Aids-Übertragung“ an. Der Chef der Virgin-Kette, Yuppie und Fluglinienbesitzer Richard Branson, ist jedoch wenig optimistisch. „Es gibt jetzt schon viele Aids-Babys in Irland. Dank dieses Gerichtsverfahrens wird es nun leider noch viel mehr geben“, befürchtet er.

Der Arzt Maurice Potts von „Family Health International“ sagte nach der Urteilsverkündung: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich kichern oder schreien soll. Es gibt kein Gesetz in Irland, daß mir eine Vasektomie verbietet, aber es ist rechtswidrig, die Verbreitung von Aids zu verhindern.“

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