: Minierfolg für irische Frauen
Klage auf Informationsfreiheit über Abtreibungskliniken zulässig / Abbruch seit 1983 verboten ■ Aus Dublin Ralf Sotscheck
Die beiden irischen Frauenorganisationen „Well Woman Centre“ und „Open Line“ haben die erste Hürde in ihrem Kampf für Informationsfreiheit über Abtreibungsmöglichkeiten überwunden. Die Europäische Kommission für Menschenrechte entschied am Mittwoch, daß die Klage nach Artikel 10 der Konvention zulässig sei. Dieser Artikel garantiert das Recht, Informationen weiterzugeben.
Die Frauenorganisationen hatten sich im März 1988 an die Kommission gewandt, nachdem das höchste irische Gericht die Veröffentlichung von Adressen und Telefonnummern von englischen Abtreibungskliniken für illegal erklärt hatte. Irland ist neben Chile das einzige Land der Welt, in dem Abtreibung (seit 1983) per Verfassung verboten ist. Jedes Jahr lassen ca. 10.000 irische Frauen in England abtreiben. Die Dunkelziffer sei sehr hoch, weil viele aus Angst vor dem Entdecktwerden falsche englische Adressen angeben, so eine Sprecherin des „Well Woman Centre“. Die 23 Richter der Menschenrechtskommission haben nun eine Studie in Auftrag gegeben, die Details zu dem Informationsverbot zusammenfassen soll.
Aus Solidarität mit den beiden irischen Frauenorganisationen fand am Dienstag vor der irischen Botschaft in London eine Demonstration statt, zu der die „Frauen gegen Fundamentalismus“ aufgerufen hatten. Diese Organisation war im vergangenen Jahr am Internationalen Frauentag von iranischen, pakistanischen, indischen, israelischen, irischen und britischen Frauen gegründet worden. Ihr Ziel ist es, den „Fundamentalismus in allen Verkleidungen“ zu bekämpfen - ob islamisch, jüdisch oder christlich. Ann Rossiter, eine der Gründerinnen der Organisation: „Der Kern des Fundamentalismus ist die Kontrolle über Frauen.“
Die Antifundamentalistinnen sind von Anfang an Feindseligkeiten ausgesetzt: Moslems bezeichnen sie als „Huren und Prostituierte“, während die rechtsradikale „Nationale Front“ die schwarzen und asiatischen Frauen der Organisation mit rassistischen Beschimpfungen überhäuft.
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