: Mit „Halbwahrheiten“ gegen Pastor Bode
■ Kirchenkrach in Horn: Gespräch mit der Konfirmantin Lara Möhlenhof / „Eigentlich möchte ich auf gar keiner Seite sein“
Lara Möhlenhof (15), kennt sich aus in der Kirchengemeinde Horn II. Sie hat sich dort konfirmieren lassen und dabei die beiden verfeindeten Pastoren Bode und Finkh kennengelernt.
taz: Warum bist Du aus dem Konfirmandenunterricht bei Pastor Bode rausgegangen?
Lara: Wegen persönlicher Differenzen: Wir Konfirmanden standen mit Pastor Bode auf Freundschaftsebene und irgendwann ist uns aufgefallen, daß die Freundschaft nur bis zu bestimmten Dingen ging: Wir haben beim Konfirmandenunterricht immer Tee getrunken und auf Polstern gesessen. Wir Mädchen haben alles vorbereitet, und nachher haben wir abgewaschen und abgetrocknet. Irgendwann fiel uns auf, daß er nie was machte. Dann haben wir ihn drauf angesprochen. Da hat er sehr heftig drauf reagiert. Und dann spitzte sich das zu... Manchmal denkt man, das sind zwei verschiedene Personen. Auch die Gottesdienste. Manchmal sind die ganz toll, dann drückt er sich ganz klar und einfach aus. Und manchmal stolziert er da vorne ab wie ein Pfau, produziert sich und fängt an, so überheblich zu werden. Manchmal ist er ganz toll, hilft den Menschen in schwierigen Lebenslagen, und die sind ihm auch dankbar. Aber oft erzählt er dann anderen weiter, wie er denen geholfen hat.
Oder er leiert gute Projekte an, ist aktiv im Umweltschutz. Dann sammeln sich viele Menschen um ihn, wollen da mitmachen. Aber nach den ersten zwei Malen ist der, der nicht da ist, Friedrich (Bode). Dann sind die Leute immer enttäuscht.
Wieviel Konfirmandinnen sind zu Pastor Finckh gewechselt?
Lara: Vier Mädchen sind rausgegangen. Ein Junge wollte auch
weggehen, kurz vor der Konfirmation, weil Friedrich (Bode) mal wieder was über ihn erzählt hatte, was nicht stimmte. Der Junge hat es aber dann doch gelassen, zu Pastor Finckh zu wechseln, weil alle Verwandten schon eingeladen waren. Aber er steht mit Friedrich (Bode) jetzt total auf Kriegsfuß.
Was habt Ihr denn im Konfirmandenunterricht bei Bode eigentlich gemacht?
Inhaltlich war es eigentlich ganz gut. Wir haben immer am Anfang was gesungen. Dann haben wir
gebetet. Dann hat einer von uns ein Thema vorgeschlagen, was auch meistens angenommen wurde: Aids oder Geld oder Freundschaft... Darüber haben wird dann diskutiert. Es gab einen Rednerstab, damit keiner dem anderen ins Wort fiel. Nur der, der den Stab hatte, durfte reden. Wenn wir zu Ende diskutiert hatte, haben wir wieder gebetet und gesungen.
Die Mutter einer Konfirmandin hat Bode in einem Brief beschuldigt, Ihr hättet im Konfirmandenunterricht okkulte Sachen ge
macht?
Lara: In dem Brief stehen viele Halbunwahrheiten. Es wird jetzt mit allen Mitteln gegen Friedrich (Bode) gearbeitet. Die Frau, die den Brief geschrieben hat, ist früher auch von Bode vor den Kopf gestoßen worden.
Was stimmt, ist: Wir haben über Okkultismus geredet. Damals stand das in allen Jugendzeitschriften und im Weser-Kurier. Einige von uns haben das auch ausprobiert. Und dann hat das auch jemand im Konfirmandenunterricht als Thema vorge
schlagen. Friedrich hat dann ein Buch mit schrecklichen Geschichten mitgebracht. Damit wollte er uns zeigen, daß man vorsichtig sein soll, irgendwelche Geister zu beschwören.
Wie war's, als Du in die Konfirmandengruppe von Pastor Finckh gewechselt bist?
Lara: Der Konfirmandenunterricht war nicht so engagiert, ein bißchen lascher. Er hat halt was Vorbereitetes gelesen, ein Kapitel nach dem anderen durchgekaut. Die Konfirmanden waren wesentlich mehr als bei Pastor Bode. Aber die haben meistens gelangweilt rumgesessen und sich Briefchen geschrieben oder mit Papierknüddeln geworfen oder Kaugummi irgendwohin geklebt... Naja, es war halt, wie man sich Konfirmandenunterricht so vorstellt.
Tut es Dir im nachhinein leid, daß Du gewechselt bist?
Lara: Nein. Nein. Pastor Finckh stellt sich zwar nicht mit einem auf eine Ebene, aber er kocht zum Beispiel Tee, und wenn man das sieht, hat man natürlich auch mehr Lust zu sagen: 'Lassen Sie mal Herr Finckh, jetzt wasch ich mal ab.‘ Aber auf der anderen Seite finde ich es natürlich nicht so gut, wie er jetzt versucht, Friedrich Bode da raus zu graulen.
Friedrich (Bode) kann ich überhaupt nicht ab. Denn er sieht nie was ein, er hat nie einen Fehler. Ich bin eigentlich nur noch mit ihm in Verbindung, weil ich seinen Hund ausführe, Lady. So ein großer Schwarzer, ein Neufundländer, ganz niedlich.
Finckh ist halt ein bißchen lasch. Ich habe das Gefühl, er läßt sich von den alten Omas und Opas, vom Vorstand und von den Leuten, die wegen irgendwelcher Kleinigkeiten oder wegen richti
ger Beschuldigungen gegen Friedrich Bode sind, ziemlich unter Druck setzen und sich die Worte in den Mund legen. Ich find's schade, daß er mit so miesen Mitteln gegen Friedrich (Bode) arbeitet. Aber im Grunde, glaube ich, ist er ganz nett. hier bitte das Paßfoto
Pastor Friedrich Bode
Eure Gemeinde ist gespalten, ob Bode gehen soll. Wie schätzt Du das ein?
Lara: Ich würde sagen: 50 Prozent auf Finckhs Seite, das sind eher die Älteren und die, die sich von Friedrich Bode im Laufe seiner Amtszeit vor den Kopf gestoßen fühlen. Die jüngeren und die Konfirmanden sind eigentlich auf Bodes Seite.
Und auf welcher Seite bist Du?
Das ist eine schwierige Frage. Eigentlich war ich bis vor einem Jahr überhaupt nicht auf Friedrich (Bode) ansprechbar. Da habe ich schon Hilfe geschrieen, wenn ich seinen Namen hörte, weil ich ihn überhaupt nicht mehr leiden konnte.
Aber wenn ich jetzt sehe, wie die versuchen, ihn rauszugraulen mit den miesesten Mitteln und mit den schmutzigsten Sachen, dann bin ich eher auf Friedrichs Seite. Eigentlich möchte ich aber auf gar keiner Seite sein.
Gespräch: Barbara Debus
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