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45 Grad im Schatten

Hat der Ausverkauf der DEFA schon stattgefunden? Am 31. Mai war in der 'Berliner Zeitung‘ zu lesen, daß der DEFA -Außenhandel 250 DEFA-Filme für die „Spottsumme von 300.000 DM“ an die Westberliner Filmproduktion Durniok verkauft habe. Eine Meldung, die zwar nur zur Hälfte wahr, dennoch erschreckend ist. 300.000 DM, so die Auskunft aus dem Hause Durniok, sei nicht die Verkaufs-, sondern die Optionssumme, eine Art Anzahlung also. Klaus Schmutzer, Geschäftsführer des DDR-Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden, bestätigte dies gegenüber der taz. Durniok habe durch den bereits im Februar abgeschlossenen Vertrag das Recht, sich aus circa 700 DEFA-Spielfilmen 250 auszusuchen, über den Preis für die einzelnen Filme würde dann von Fall zu Fall verhandelt werden müssen. Das Optionsrecht hätten sie sich damit aber in jedem Fall bis zum Jahr 2010 gesichert - ein skandalöser Fall von (Billig-) Ausverkauf der DDR. Der klammheimlich vom Außenhandels-Chef Diller abgeschlossene Vertrag kam im Mai bei einer Sitzung mehr zufällig und im Nebensatz zur Sprache. Die Filmschaffenden waren alarmiert. Mittlerweile hat DDR-Kulturminister Schirmer versprochen, alles zu tun, um den juristisch rechtskräftigen Vertrag zu stornieren. Staatssekretärin Frau Dr. Muschter hat in zwei Beratungen - mit Direktoren und Justiziaren der DEFA -Studios, mit dem Chef des Progress-Filmverleihs, mit Diller und Vertretern des Filmverbands - daher zwei Schritte vereinbart. Erstens soll eine Expertengruppe einen Vorschlag entwickeln, wie man aus dem Vertrag wieder herauskommt. Notfalls ist man bereit, eine Konventionalstrafe zu zahlen. Zweitens soll ein Vorschlag ausgearbeitet werden, wie der Filmstock der DEFA bewahrt werden und übereilter oder unlauterer kommerzieller Verwertung entzogen werden kann. Die nächste Beratung soll am 19. Juni stattfinden. Fest steht bisher nur, daß der DEFA-Außenhandel bis zum Jahresende aufgelöst werden soll und bis dahin nur noch eingeschränkt handlungsfähig ist: Neue vertragliche Angelegenheiten kann er nur noch mit Zustimmung der DEFA -Studios abwickeln. Insgesamt scheinen die DEFA und der DDR -Filmverleih Progress eine Antiverkaufspolitik zu führen. Das gilt sowohl für Filmrechte als auch für die Kino -Infrastruktur in der DDR. Das seit Wochen schwelende Gerücht einer

Beteiligung der Neuen Constantin an Theaterbetrieben in Dresden hat sich allerdings zur Hälfte bestätigt. Es handelt sich jedoch, so die DEFA, nicht um Besitzbeteiligungen an den Häusern, sondern um Nutzungsrechte. Zu weiteren Gerüchten von der bevorstehenden Privatisierung von etwa 500 Kinos in der DDR, was mehr als 50 Prozent entspräche, will sich die DEFA im Moment nicht äußern. Ohne westliche Partner werden die DEFA und Progress nicht auskommen. Die Zuschauerzahlen sind in der DDR seit 1989 um 40 Prozent zurückgegangen und die Einnahmen um 25 Prozent. Wirtschafliche Überlebenschancen erhofft sich die DEFA aus dem exklusiven Verleih von DEFA-Produktionen, besonders auch aus ihrem Vorrat an Kinderfilmen.

Der Tod, die Liebe, der Krieg ist das Thema des 5. internationalen Video-Festivals, das vom Mittwoch bis Sonntag in der ostfranzösischen Stadt Montbeliard stattfindet. Für den offiziellen Wettbewerb stehen nach Angaben der Veranstalter 35 Video-Filme von Regisseuren aus 15 europäischen und außereuropäischen Ländern zur Auswahl. Sie wurden unter insgesamt 480 Produktionen aus 30 Ländern ausgesucht. Die Bundesrepublik ist dabei durch Volker Anding (Täglich Fernsehen), Hanno Baethe (Stay just a moment) und Marcel Odenbach (Stehen ist nicht umfallen) vertreten. Außerhalb des Wettbewerbs präsentiert die Veranstaltung, die sich in erster Linie an Mitarbeiter der audio-visuellen Branche wendet, über 160 Werke darunter Selektionen aus der Sowjetunion, Litauen, Ungarn, Polen, der Bundesrepublik und der DDR, Frankreich, Kanada, Argentinien und Japan. Ein Forum, bei dem 42 Film -Fachhochschulen aus 17 Ländern vertreten sind, sowie eine Reihe von Konferenzen zu dem Thema Der Tod, die Liebe, der Krieg ergänzen das Festival-Programm. Als Konferenz -Teilnehmer wird u.a. der Literatur-Nobelpreisträger Ernesto Cardenal erwartet.

Eine Ausstellung zum Thema Industrie im Bild - Gemälde 1850

-1950 ist im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster bis zum 19. August zu sehen. Gezeigt werden 65 Gemälde von 35 europäischen Künstlern, die Industrie als moderne Wirklichkeit darstellen. Die Bilder stammen aus dem Besitz eines deutschen Privatsammlers.

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