: „Die sind ein bißchen größenwahnsinnig“
■ Weltausstellung 2.000 kommt nach Hannover
Die Weltausstellung im Jahr 2.000 kommt nach Hannover (siehe auch Seite 2). Die scheidende niedersächsische Finanzministerin Birgit Breuel und Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg reagierten mit „riesiger“ Freude. Schmalstieg meinte, möglicherweise habe ausgerechnet die Stimme Italiens den Ausschlag gegeben. Die italienische Regierung hatte erst vor zwei Tagen die Bewerbung Venedigs zurückgezogen und erklärt, sie wolle Hannover unterstützen.
Das fünfmonatige Großereignis in Hannover, zu dem über 25 Millionen Besucher erwartet werden, dürfe „keine reine technische Leistungsschau“ werden, meinte die baldige Ex -Ministerin Breuel. Sie kündigte eine Prüfung zur „Umweltverträglichkeit“ an. Ein „Bürgerbeirat“ werde einberufen. Schmalstieg meinte, der „ökologische Stadtumbau“ sei Teil der Messevorbereitungen. Hannover wolle dann auch dem Ziel einer autofreien Stadt nähergekommen sein.
Sehr unterschiedlich waren die Reaktionen in der Stadt. Ein Student (19): „Hier ist schon genug Chaos.“ Ein Rentner (71) hat das Gefühl, „daß die hier in Hannover
ein bißchen größenwahnsinnig werden.“ „Ganz gut“ findet es dagegen eine Geschäftsfrau (49). „Sonst gibt es hier ja nichts.“ „Schön“, meint der Kellner (24) einer Pizzeria. Einen „enormen Aufschwung für die gesamte Region“ erhofft sich der Geschäftsführer eines großen Warenhauses. „Die Expo ist eine Superchance für Hannover und die Umgebung.“
Die Kosten der Mammut-Veranstaltung wollte Frau Breuel nicht beziffern. Sie sagte nur, die Ausgaben auf dem Austellungsgelände selbst sollten zu je 40 Prozent durch Eintritt und Lizenzen und zu 20 Prozent durch den Verkauf der Ausstellungsgebäude gedeckt werden. Für die Veranstaltung stehen etwa 1,2 Millionen Quadratmeter zur Verfügung.
Die erste Weltausstellung gab es 1851 in London. Sie waren zunächst ganz vom Fortschrittsglauben des 19. Jahrhunderts geprägt. Bereits bei der bislang letzten Ausstellung 1970 in Osaka (Japan) war unter dem Motto „Menschlicher Fortschritt in Harmonie“ auch die Umwelt ein Thema. Die nächste Weltaustellung findet 1992 in Sevilla statt.
dpa
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