: Schläge im Europaparlament
■ Rechtsradikale verließen Saal während Mandela-Rede
Dublin (taz) - Nelson Mandelas Auftritt im Europaparlament hat am Mittwoch eine Schlägerei zwischen mehreren Abgeordneten ausgelöst. Der ANC-Vizepräsident forderte erneut die Beibehaltung der ökonomischen Sanktionen gegen Südafrika. Darin wurde er vom irischen Premier und derzeitigen EG-Präsidenten Charles Haughey und von der Mehrheit im Europaparlament unterstützt. Ende Juni wird der Dubliner Gipfel darüber beraten. Die Regierungen der meisten Mitgliedsstaaten treten allerdings für eine Lockerung der Sanktionen ein.
Der Chef der rechtsradikalen französischen Front National, Le Pen, und seine Parteikollegen hatten es vorgezogen, während Mandelas Rede in die Kantine zu gehen. Als der luxemburgische Sozialist Robert Krieps - ein früherer Regierungsminister und Naziverfolgter - die Tafelrunde fragte, ob ihnen Mandelas Besuch nicht „den Appetit versaut“ habe, sprang Le Pen auf und schrie: „Wer ist dieser dreckige Hund Mandela?“ Der belgische Sozialist Jose Hapart, der gerade vorbeikam, nannte Le Pen daraufhin verächtlich einen „Geneur“ (Störer), was diesen so aufbrachte, daß er dem Belgier ins Gesicht spuckte.
Nach eigenen Worten wischte Hapart die Spucke ab und „warf sie Le Pen zurück ins Gesicht“. Nun eilte Le Pens Parteigenosse Bernard Antony seinem Chef zu Hilfe und versetzte Hapart eine schallende Ohrfeige. Der Belgier konnte bei der sich flugs entwickelnden Keilerei jedoch einen Kinnhaken anbringen und Antony in seine empfindlichste Stelle treten. Als der Abgeordnete der Front National wie ein Maikäfer am Kantinenboden lag, endete die außerparlamentarische Auseinandersetzung.
Ralf Sotscheck
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