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Insel im Fußballrausch

■ Eine Nation dreht durch.

Dublin (taz) - Die Heimkehr der irischen Fußballmannschaft stellte selbst den Papstbesuch und die Visite John F. Kennedys in den Schatten. Eine Million Menschen säumten am Sonntag die zehn Kilometer lange Strecke vom Dubliner Flughafen in die Innenstadt. Schon Stunden vor der Landung des Sonderfluges - die irische Fluggesellschaft Aer Lingus hatte das Flugzeug zu Ehren des Trainers in „Saint Jack“ umgetauft - war der Verkehr völlig zum Erliegen gekommen. Das Team benötigte drei Stunden für die Fahrt zum Empfang beim Premierminister Charles Haughey.

Es war ein Triumphzug: Die Menschen kletterten auf Mauern, Dächer und Bäume, um einen Blick von den Fußballern im offenen Doppeldeckerbus zu erhaschen. Eine alte Dame im Tweed-Kostüm erklomm gelenkig eine Ampel. Überall tanzten Nonnen auf der Straße. Die Fans - und das sind sämtliche Inselbewohner - winkten mit allem, was greifbar war. Fahnen, Hüte, Schals, selbst Kinder und Katzen wurden geschwenkt. Die Spieler heulten vor Rührung wie die Schloßhunde. Jack Charlton, der normalerweise grantige Trainer, bekam eine Angel verehrt und war vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben sprachlos.

Die Party ging bis zum Morgen. Was wäre bloß geschehen, wenn die Iren die WM gewonnen hätten?

Ralf Sotscheck

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