: Seelen-Recycling: Ein Leben als Schwein
Wenn das wirklich klappt mit der Seelenwanderung, dann will ich in meinem nächsten Leben unbedingt als Haustier auf die Welt kommen. Diese Viecher führen ein herrliches Leben. Sie säen nicht, sie ernten nicht und ein Heer von Frauchen ernährt sie doch. Den lieben langen Tag werden sie verhätschelt und umsorgt. Ihr Freßchen ist nur vom Feinsten. Fleisch oder Fisch und zwischendurch ausgesuchte Schleckereien. Schönheitssalons kümmern sich um Fell und Krallen, speziell ausgebildete Ärzte um ihre Gesundheit und wenn sie dieser tierlieben Welt ade sagen, finden sie ihre letzte Ruhe auf einem idyllischen Gräberfeld und bekommen zur ewigen Erinnerung ei
nen Grabstein aus griechischem Marmor. Kein Zweifel, der verwöhnten Kreatur geht es bedeutend besser als vielen Vertretern der menschlichen Rasse. Ein neues Leben als Hund oder Katze wäre also eine prima Sache. Oder vielleicht als Schwein?! Schweine sind gerade in den USA als Haustiere groß im Kommen.
Die Amerikaner beweisen sowieso den besten Stil, was Haustiere angeht. Selbst die vierbeinigen Freunde der US -Soldaten im Ausland müssen nicht auf ihre aus Virginia oder Texas gewohnten Leckereien verzichten. Das Pentagon läßt auf Kosten der Steuerzahler jedes Jahr 432.000 Kisten mit „pet food“ für die Läden auf den Militärstützpunkten verschiffen. Der größte Teil davon geht, wen wundert's, in die BRD. Auch nach dem Tod ihrer Herrchen und Frauchen brauchen sich die be
sten Freunde des Menschen keine Sorgen zu machen. So hinterließ Ellen Bengtson den größten Teil ihres Vermögens (70.000 Dollar) ihrem Papagei „Chico“ und dem Pudel „Pipi“. Die Katzen „Clementine“, „Martha“, „Gene“ und „Smudge“
erbten von ihrer früheren Besitzerin Melody Stanton 12.000 Dollar. Damit läßt sich eine Menge Kitekat kaufen. Den besten Schnitt aber machten der Schäferhund „Calamity Bob“ und das Schwein „Mister Pig“. Margo Lamp hinterließ den beiden 600.000 Dollar. Ein Vetter und ein Freund bekamen nur je 1.000 Dollar. Susan Halberstadt von der Vereinigung für ein humanes Amerika sieht in derartigen Erbsitten nichts außergewöhnliches, sondern bloß die logische Folge der Affenliebe.
Für mich ist die Sache klar. Schäferhunde konnte ich noch nie leiden, sollte ich je wiedergeboren werden, dann nur als Schwein. Wenn ich meinen jetzigen Lebenswandel nur geringfügig ändere, dürfte das Seelen-Recycling eigentlich nicht allzu schwierig werden.
Karl Wegmann
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