: Die versunkene Stadt in der Wüste
■ Ubar soll seit 2.000 Jahren unter arabischem Sand begraben liegen / Nasa sichtete Spuren
Maskat/Oman (ap) - Eine anglo-amerikanische Expedition unter Leitung des ehemaligen britischen Hauptmanns Ranulph Fiennes hat am Montag in der arabischen Wüste Rub el Chali mit der Suche nach der versunkenen Stadt Ubar begonnen, die seit mehr als 2.000 Jahren unter den unendlichen Sanddünen begraben sein soll.
Mit der Unterstützung von Kleinflugzeugen wollen die zehn Briten und Amerikaner zunächst mit Geländefahrzeugen unter Mithilfe der wüstenerfahrenen Polizei Omans eine sechstägige Erkundungsmission in die bis zu 185 Meter hohen Sanddünen starten. Forscher haben acht Stellen vorbestimmt, an denen die Stadt begraben liegen könnte.
„Wir haben gute Aussichten,“ sagte Fiennes vor seiner Fahrt in die südlichen Regionen der unendlichen Weite. Im Koran ist Ubar als „eine Stadt mit vielen Säulen“, beschrieben, „deresgleichen noch nie im ganzen Land gebaut worden ist.“ Wandernde Sanddünen sollen die Stadt 30 vor Christus während eines besonders heftigen Sandsturmes begraben haben. Ubar wird auch in verschiedenen Erzählungen und Sagen erwähnt. Darin werden sein verschwenderischer Königshof, die üppigen Palmenhaine, hervorragende Kamele und Pferde gepriesen.
Wie Fiennes sagte, hat er die Wüste erstmals vor 22 Jahren erforscht, als er in seiner Eigenschaft als britischer Hauptmann der omanischen Armee zugeteilt war. Seither haben Wissenschaftler an Hand des Materials der amerikanischen Nasa die Punkte bestimmt, an denen die Stadt begraben liegen könnte. Außerdem wurden arabische Texte aus dem Mittelalter und Reiseberichte aus den 20er Jahren ausgewertet.
Durch den Einsatz von sanddurchdringendem Radar an Bord der Raumfähre Challenger war es 1984 gelungen, eine 100 Kilometer lange, begrabene Straße durch die Wüste nördlich der westlichsten omanischen Provinz Dhofar zumindestens andeutungsweise zu erkennen. Geologen in einem Laboratorium im kalifornischen Pasadena stellten ebenfalls Anzeichen fest, die auf eine begrabene Stadt schließen lassen könnten. Ein Expeditionsteilnehmer sagte, Hauptaufgabe werde es sein, die Aufnahmen aus dem Weltraum mit den Gegebenheiten am Boden zu vergleichen und die Straße nach Ubar zu finden.
Falls Ubar entdeckt werden sollte, soll die Stadt unter der Schirmherrschaft der omanischen Regierungsabteilung für Altertümer ausgegraben werden. Falls nicht, werden neue Radarmessungen vorgenommen, sagte ein Sprecher. Zu den Expeditionsteilnehmern gehört auch ein Dokumentarfilmer, der die Suche und Entdeckung im Bild festhalten will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen