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Späte Umkehr der USA bringt noch keine Wende

■ Hanoi und Phnom Penh begrüßen US-Abkehr von antivietnamesischer Kamboschapolitik / Sihanouk verurteilt „schwere Ungerechtigkeit“ / China will Roten Khmer weiter Waffen liefern / Moskau begrüßt US-Haltung und ändert Indochinapolitik

Hanoi (afp/taz) - Washington und Moskau sind sich einig. Die Sowjetunion hat am Donnerstag die Wende der amerikanischen Indochinapolitik begrüßt und ihrerseits eine „Umstrukturierung “ ihrer Hilfe an Vietnam, Laos und Kambodscha angekündigt. Moskau werde aktiv an der materiellen Grundlage der Operationen der UNO in Kambodscha teilnehmen. Ohne die jetzt zu erhoffende „Normalisierung der Beziehungen der USA zu Vietnam und Kambodscha“ sei eine Stabilität in Südostasien unvorstellbar.

Die Abkehr der Vereinigten Staaten von ihrer antivietnamesischen Position um jeden Preis kommt zu spät. Sollte es in Kambodscha trotz der militärischen Vorstöße der Roten Khmer noch zu einer UN-Friedenslösung kommen, so haben die USA am Mittwoch auf spektakuläre Weise eine Voraussetzung dafür geschaffen. Ab sofort erkennen sie die Widerstandskoalition unter Führung von Prinz Norodom Sihanouk nicht mehr als Vertreter Kambodschas bei den Vereinten Nationen an. Solange die Widerstandskoalition unter Einschluß der Roten Khmer den UNO-Sitz inne hatte, weigerte sich die pro-vietnamesische Regierung in Phnom Penh, UNO-Truppen zur Überwachung von Wahlen und Entwaffnung der beteiligten Konfliktparteien ins Land zu lassen, wie es der jüngste australische Vorschlag vorsieht. Bei der UN -Vollversammlung im Herbst werden nun voraussichtlich mehrere Länder dem Baker-Kurswechsel folgen und die Frage des Sitzes von Kambodscha aufwerfen.

Das zunehmend unter militärischen Druck geratene Phnom Penher Regime begrüßt die neue verspätete US-Position. „Wir haben seit langem auf diesen Schritt gewartet, und er ist konstruktiv“, sagte der Sprecher des kambodschanischen Außenministeriums, Chum Bun Rong in einer ersten Stellungnahme. In diesem Sinne erklärte auch der vietnamesische Außenminister Nguyen Co Thach, Vietnam sei zu Verhandlungen mit allen Ländern bereit, die vom Kambodschakonflikt betroffen seien.

US-Außenminister James Baker hatte die Entscheidung Washingtons am Mittwoch in Paris zum Abschluß der informellen Kambodschagespräche bekannt gegeben, unterstrich jedoch, daß sein Dialogangebot an Vietnam nicht auf eine Normalisierung der bilateralen Beziehungn abziele. Allein der Wunsch, eine Regelung in der Kambodschafrage zu finden stehe hinter seiner Offerte.

Prinz Sihanouk hingegen verurteilte die amerikanische Entscheidung scharf als eine „schwere Ungerechtigkeit“, die Vietnam und der Regierung in Phnom Penh einen „phantastischen Bonus“ zukommen lasse. Der ehemalige kambodschanische Monarch richtete einen „respektvollen und leidenschaftlichen Appell“ an alle Völker und Regierungen, die die Gerechtigkeit, den Frieden und die Freiheit lieben, in der UNO zu verhindern, daß der kambodschanische Widerstand auf so ungerechte Weise seinen Sitz in der Weltorganisation verliere. Auch der Sihanouk-Verbündete Son Sann kritisierte in einem Interview der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur 'Xinhua‘, wenn die USA ihre Hilfe für Vietnam wiederaufnehmen wollten, würden sie damit nur helfen, den Krieg zu verlängern und das Elend der kambodschanischen Nation zu vertiefen.

China, die Schutzmacht der Roten Khmer, bedauerte die amerikanische Entscheidung. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Jin Guihua, erklärte, die Volksrepublik werde weiterhin den kambodschanischen Widerstand und besonders die Roten Khmer mit Waffen versorgen.

sl

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