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„...und nebenher Nonett?“

■ Reihe „Musik im Park“: Das Rostocker Nonett stellte sich vor / Ein Gespräch

Neun Musiker in der gediegenen Atmosphäre des Parkhotels, vor der Kulisse des Hollersees mit seiner künstlichen Fontaine, mit ordentlichen Mäzenen im Hintergrund und der Kleinen Nachtmusik im Programm - da kann nichts schiefgehen. Die Konzerte „Musik im Park“ sonntags vormittags, bei gutem Wetter im Freien, sind aber mehr als PR für den Stil dieses Hauses. Sie locken ein vielfältiges Publikum an und stellen wie selbstverständlich in diesen Monaten einige kleinere Ensembles aus osteuropäischen Läöndern vor. Am vergangenen Sonntag war das Rostocker Nonett da.

taz: Haben Sie öfter Einladungen in den Westen, neuerdings?

Dietrich Schulze, Fagott: Das machen wir eigentlich seit unserer Gründung, 1961. Seit dieser Zeit reisen wir ein, zwei Mal im Jahr nach Ost wie nach West.

Waren Sie schon mal in Bremen?

Mit dem Nonett? Nein.

Sie haben am Freitag ja schon in der Sparkasse gespielt, da war es nicht so gut, das kapitalistische Management...

Rudi Kock, Kontrabaß: Naja, Management ist Management, das funktioniert meistens, aber eben manchmal auch nicht.

War das ein spezielles Parkhotel-Programm: Lachner, Mozart, Spohr?

Schulze: Ja. Am Freitag waren zwei andere Werke dabei, die wir heute nicht gespielt haben, Lutoslawski und Burkhard Meier, ein Komponist aus Greifswald.

Kock: 'n bißchen gespannt waren wir auf die Resonanz auf die Kleine Nachtmusik. Das ist eine Bearbeitung speziell für uns, das gibt es sonst nicht für Nonett. Wir brauchen natürlich für's Publikum auch mal so etwas.

Aber die Leute haben's wiedererkannt...

Ja.

Was spielt das Nonett am liebsten?

Schulze: In der Klassik sind Stücke

für ein Nonett dünn gesät, wir spielen sehr viel moderne Kammermusik. Nicht supermodernes, so, daß das Publikum es noch mit einem lachenden und einem weinenden Auge verkraftet. Es gibt viele tschechische Komponisten, die im Auftrag des tschechischen Nonetts komponiert haben. Wir haben auch viele DDR-Komponisten angesprochen, für uns zu schreiben, Geisler, Kochan, Rosenfeld, es gibt auch weniger Bekannte. Aber diese Sachen sind für das Publikum noch gängig.

Man spricht in der DDR viel über die Krise der Finanzierung der Kultur. Bekommen Sie das zu spüren?

Kock: Wir spüren die Auswirkungen noch nicht. Aber es ist eben sehr ungewiß...

Es sollten doch alle Orchester entlassen werden!?

Die Rundfunkorchester und Rundfunkchöre. Aber man hat sich jetzt geeinigt, davon ist nicht mehr die Rede ...

... und die freie Musikerszene?

Die freie Musikerszene in Rostock kennen wir nicht, also was Jazzer anbelangt. Wir selbst haben in absehbarer Zeit keine Sorgen, wir haben einige Engagements. Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir bald hier nochmal spielen könnten. Vielleicht finden wir auch mal jemanden, der es uns ermöglicht, eine Platte zu machen. Es ist eine einzige Schallplatte erschienen, das ist mindestens 25 Jahre her. Das ist sehr schwierig bei uns mit Schallplatten.

Sie sind angestellt bei der Rostocker Philharmonie?

Ja..

... und betreiben das Nonett als Hobby?

Na, es ist ein bißchen mehr als Hobby.

Gibt es in Rostock ein klassisches Ensemble, das nicht staatlich angestellt ist?

Nein, das gibt es nicht.

Fragen: K.W.

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