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„Keine ausreichenden Garantien“

Stockholm (taz) - „Bestraft die Flugzeugentführer in Schweden nach unseren Gesetzen und liefert sie nicht an die Sowjetunion aus. Wir haben keine ausreichenden Garantien dafür, daß die Verfahren in der Sowjetunion rechtsstaatlich abgewickelt werden.“ Mit dieser Forderung an die Regierung hat sich jetzt auch der schwedische Rechtsanwaltsverband in die Diskussion um die Frage der Auslieferung der drei Sowjetbürger eingeschaltet, die im Juni Aeroflot-Flugzeuge nach Stockholm entführt hatten. Dennoch wurde gestern in Stockholm mit dem Beschluß zur Ausweisung des 19jährigen Anatolij Michajlenko gerechnet. Bereits vor zwei Wochen hatte Schweden den 17jährigen Dmitrij Semjonov an die Sowjetunion ausgeliefert. Auch, was den dritten Entführer, Michail Mokretsov, angeht, sieht die schwedische Regierung keine Ausweisungshindernisse. Ähnlich ist die Situation in Finnland: Am vergangenen Freitag wurde der Flugzeugentführer Oleg Kozlov ausgeliefert. Der schwedische Friedensforscher Wilhelm Agrell will die Abkommen über die prinzipielle Ausweisung von Flugzeugentführern an die Heimatländer nicht angewendet sehen: „Diese Abkommen wurden angesichts der terroristischen Flugzeugentführungen in westlichen Ländern unterzeichnet. Semjonov und die anderen Entführer sind aber eine ganz andere Art von Gesetzesbrechern, die allenfalls aufgrund der von ihnen ausgelösten Gefährdung des Flugverkehrs bestraft werden sollten.“

Reinhard Wolff

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