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Irak zieht angeblich Truppen aus Kuwait ab

Der Irak hat nach eigenen Angaben am Sonntag mit dem Rückzug seiner Truppen aus dem besetzten Kuwait begonnen. Um 8 Uhr (Ortszeit), so die irakische Nachrichtenagentur 'INA‘, hätten die ersten irakischen Soldaten das Land wieder verlassen. Ungeachtet dieser Entwicklung wächst die militärische Spannung weiter an. Die USA, Frankreich und Großbritannien verstärkten am Wochenende ihre Streitkräfte in der Region. Nach einer US-amerikanischen Krisensitzung in Camp David gab das Pentagon am Samstag die Entsendung eines dritten Flugzeugträgers, der USS „Saratoga“, in den Nahen Osten bekannt. Das Schiff mit etwa 15.000 Mann an Bord soll mit der „Eisenhower“ gemeinsam im Mittelmeer kreuzen. Im Persischen Golf befinden sich bereits acht US-Kriegsschiffe. Ferner sind die USA bereit, radargeschützte Jagdbomber vom Typ F-117 sowie B-52-Bomber an den Golf zu schicken. Diese Flugzeuge könnten dazu eingesetzt werden, schwere Schäden an industriellen und militärischen Einrichtungen im Irak zu verursachen, berichtete die 'Washington Post‘ am Wochenende. Außerdem glaubt die Zeitung zu wissen, daß das Pentagon spezielle Kampfkommandos mit Spezialisten zur Geiselbefreiung, zu denen auch Einheiten der „Delta Force“ gehören, in die Region geschickt habe. Großbritannien wird zwei zusätzliche Fregatten in den Golf entsenden. Frankreich erwägt, mit einer vor der libanesischen Küste kreuzenden Fregatte die bereits im Golf befindlichen zwei französischen Meldeschiffe zu verstärken. Nach israelischen Angaben begann außerdem Saudi-Arabien gestern mit der Mobilmachung seiner Streitkräfte.

Die weltweite Hektik folgte auf Meldungen des israelischen Armeesenders am Samstag, wonach irakische Truppen die zwischen Kuwait und Saudi-Arabien liegende „Neutrale Zone“ (eine demilitarisierte, ölreiche Wüstenenklave, innerhalb derer die beiden Länder sich das geförderte Öl teilen) besetzt haben sollten. Irakische Soldaten bereiteten sich auf einen Einmarsch in Saudi-Arabien vor, hieß es. Soldaten seien an der Grenze konzentriert. Die kategorischen Dementis aus Bagdad beeindruckten niemanden. Am späten Samstag abend erklärte jedoch ein Sprecher des Weißen Hauses in Washington, es gebe keine Bestätigung dafür, daß irakische Truppen an die Grenze vorgerückt oder gar in die neutrale Zone eingedrungen sein sollten. Auch die neuesten amerikanischen Satellitenfotos aus der Region zeigen nach Informationen aus dem Pentagon, daß die irakischen Truppen im kuwaitischen Grenzgebiet zu Saudi-Arabien keine offensiven Positionen eingenommen haben. In die neutrale Zone hätten sie nur eine Patrouille geschickt. Zuvor hatte es Meldungen gegeben, irakische Soldaten seien an Bord mehrerer ausländischer Tanker in kuwaitischen Häfen gegangen. Die Besatzungen seien von Bord gebracht worden. Es gab ferner Berichte, wonach 35 britische Militärs, die kuwaitische Soldaten ausbildeten, in Bagdad festgehalten würden. Vertreter des britischen Verteidigungsministeriums verhandelten am Sonntag über ihre Freilassung. 14 amerikanische Ölarbeiter, die ebenfalls in den Irak gebracht wurden, sind bereits freigekommen.

D.J.

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