Unseriöse Beratung

■ DDR-Unternehmen werden von unseriösen „Beratern“ heimgesucht / Unkenntnis und Leichtgläubigkeit

Berlin (dpa) - In der DDR häufen sich Fälle unseriöser Unternehmensberatungen. Erhebliche Schuld daran habe die im Osten vorherrschende Leichtgläubigkeit, die es schwarzen Schafen aus dem Bundesgebiet leicht mache, Aufträge zu akquirieren, meinte Remi Redley vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) am Dienstag vor Journalisten in West-Berlin. Besonders bei Existenzgründungen sei vieles „sehr kritisch“ zu sehen. Tatsächlich reiche dort für den Ratsuchenden meist ein Seminar aus, weil lediglich ein Geschäftsplan für die Banken aufgestellt werden müsse. Unternehmensberater mit ihrem Tageshonorar von 1.500 und 3.000 DM pro „Manntag“ seien „eine Nummer zu groß“.

Wolfgang Finkbeiner vom Vorstand des BDU forderte DDR -Unternehmen auf, sich Zweitangebote mit festen Honorarvereinbarungen einzuholen und keine Beratungen auf Erfolgsbasis zu vereinbaren. Schlimmes Beispiel sei ein westdeutscher Berater, der in Ost-Berlin von einem ehemaligen VEB als Honorar 50 Prozent der GmbH-Anteile forderte und zusätzlich Geschäftsführer werden wollte. Mit zwei bis drei ähnlichen Fällen sei man wöchentlich konfrontiert. Dies sei wohl nur die Spitze des Eisberges, da viele Betrogene wegen fehlender Gerichte den Rechtsweg nicht einschlagen könnten.

Wenige Chancen räumt der BDU den in der DDR schon etablierten Unternehmensberatern ein, weil ihnen die erforderliche Erfahrung in der Marktwirtschaft und die umfassende Kenntnis des internationalen Marktes fehle. Am besten sollten sie sich westlichen Firmen als Juniorpartner anschließen und Erfahrungen sammeln. Dem BDU seien 200 Fachleute aus der DDR bekannt, die dies tun wollten. Ausnahmen sehe man für die DDR-Experten auf rein technischem Gebiet, wie der Planung von Fabrikationsabläufen oder in der Datenverarbeitung, wo allerdings das Angebot an Standardsoftware fehle.