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Alpenpässe gesperrt - 300 Kilometer Umweg

■ In Bayern und Österreich geht Wahltaktik vor Umweltschutz / Seit gestern sind mehrere Alpenpässe von Bayern für den Schwerlastverkehr gesperrt / 300 Kilometer Umwegfahrten sind die Folge

Aus München Kerstin Hartig

Trotz der Sperrung des Achen- und des Fernpasses für den Schwerlastverkehr seit Sonntag nacht ist es noch nicht zum befürchteten Verkehrschaos in den Alpen gekommen. Die bayerische Zufahrtssperre für La ster über 7,5 Tonnen hat nach Auskunft des ADAC bislang noch keine größeren Verkehrsprobleme und Abfertigungsverzögerungen an der deutsch-österreichischen Grenze verursacht.

Seit Inkrafttreten des Fahrverbots für den Güterfernverkehr über den Achen- und den Fernpaß, sind für Schwertransporter alle Transitrouten durch Bayern nach Tirol unpassierbar geworden. Die Lastkraftwagen sind gezwungen, auf die Tauern -Autobahn zum Grenzübergang Salzburg oder auf die Arlbergschnellstraße zum Grenzübergang bei Lindau auszuweichen. Auf diesen beiden letzten noch offenen Nord -Süd-Strecken durch Österreich Richtung Italien hat sich der Schwerverkehr an den Grenzübergängen nach Auskunft des ADAC -Sprechers im „normalen Andrang“ gestaut. Verkehrsexperten rechnen jedoch damit, daß sich diese ruhige Lage bereits am Montag abend gründlich ändern könne. Dann nämlich treffen die vom Sonntagsfahrverbot betroffenen Laster vom Norden an den beiden noch offenen Grenzen zusätzlich ein.

Begonnen hatten die Verkehrsprobleme, die mit den Sperrungen nicht gelöst, sondern nur verlagert wurden, mit dem Absacken der Inntal-Autobahnbrücke bei Kufstein Anfang Juli. Danach hatte Tirol zunächst den Fernpaß für den Lkw -Verkehr mit mehr als 7,5 Tonnen wieder freigegeben. Aufgrund der steigenden Verkehrsbelastungen und wegen der massiven Proteste der BürgerInnen in den angrenzenden Gemeinden wurde bald aber nur noch der Schwerlastverkehr in Richtung Norden zugelassen. Zusätzlich wurde in Tirol dann auch noch die Loferer Bundesstraße für den ausländischen Schwerverkehr gesperrt.

Vollmundig hatte der Tiroler Landeshauptmann Alois Partl erklärt, er sei nicht bereit, die Lebensqualität der Tiroler Bevölkerung dem „grenzenlosen Transitverkehr“ durch Österreich zu opfern.

Diese Aussage rief wiederum Bayerns Innenminister Edmund Stoiber auf den Plan. Die BürgerInnen seines Wahlkreises 123 (Miesbach) sind es nämlich, die die Sperrung des Fernpasses zunächst zu verkraften hatten. Angesichts der Landtagswahl am 14.Oktober setzte Stoiber daraufhin die Sperrung des Ahenpasses durch, ein Geschenk an seine WählerInnen. Für Manfred Fleischer, einer der Verkehrsexperten der bayerischen Grünen, bedeuten die verkehrstechnischen Entscheidungen der letzten Tage „vor allem 300 Kilometer mehr Dreck, mehr Lärm und mehr Gestank“.

Die bayerische Sperre von und nach Tirol soll bis zum 6. September gelten. Davon ausgenommen sind lediglich Laster mit leichtverderblichen Gütern.

Noch mehr Straßen

dicht

Salzburg (ap) - Für den Lastwagentransit über die österreichischen Alpen werden in den nächsten Tagen weitere Straßen dichtgemacht, neben den bereits gesperrten Tiroler Transitrouten und dem Fern- und Achenpaß sollen die Bundesstraßen im Pinzgau geschlossen werden.

Diese Maßnahme soll spätestens am kommenden Montag in Kraft treten und vorläufig bis zum nächsten Gespräch der österreichischen und bayrischen Stellen am 6. September gelten.

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