: Ein Mann für alle Fälle?
■ Detlev Rohwedder übernimmt das Kommando
PORTRAIT
Seit Anfang Juli ist er bereits Verwaltungsratsvorsitzender der Treuhandanstalt, jetzt bekleidet er den Chefposten: Detlev Rohwedder (58), Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Hoesch-Stahlwerke, übernimmt als Nachfolger des gescheiterten Reiner Gohlke das Kommando bei der DDR -Treuhandanstalt. Rohwedder wurde in Gotha geboren, ist gelernter Jurist und hat in den 60er Jahren einen schnellen Aufstieg in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gemacht. 1969 trat er in die SPD ein und wurde unmittelbar danach vom einstigen SPD-Superminister Karl Schiller zum Wirtschaftsstaatssekretär ernannt. Das blieb er auch unter den nachfolgenden FDP-Ministern - zuständig für Industrie-, Energie- und Außenhandelspolitik, aber auch für die wirtschaftlichen Beziehungen zur DDR.
1979 wechselte er zum wirtschaftlich schwer angeschlagenen Hoesch-Konzern. Es gelang ihm - unter anderem durch das geschickte Lockermachen von Steuergeldern - das Unternehmen zu sanieren. Binnen acht Jahren senkte er die Zahl der Beschäftigten von 28.000 auf 14.800. Mit seiner Partei liegt Sozialdemokrat Rohwedder zumindest wirtschaftspolitisch über Kreuz. Er gilt zwar als Anhänger von Oskar Lafontaine, würde dem Saarländer aber nicht dienen. Rot-grüne Koalitionen etwa sind für ihn „völlig indiskutabel“.
Vor überzogenen Erwartungen an seinen neuen Job warnte er gestern: „Wer schnelle Erfolge, schnelle Rendite erwartet, wird enttäuscht werden.“ Denn: „Engagements östlich der Elbe müssen als mittel- wenn nicht gar langfristiges Investment betrachtet werden.“ Rohwedder hatte bereits im Juni vor übertriebener Euphorie über die wirtschaftlichen Auswirkungen der deutschen Einheit gewarnt.
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