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Die Bundeshauptstadt und die Roma

■ Ausländer sind in Bonn offenbar nur als Diplomaten erwünscht / Die Bundeshauptstadt will mit einer Abschreckungspolitik die Roma vertreiben / Bonner Bevölkerung will Roma loswerden

Von Ina Kerner

Bonn (taz) - Der Hochsauerlandkreis wird aus den „Beständen“ oder den „Altbeständen“ beliefert. Denn: „Der Abbau ist unbedingt notwendig“ und „zum Glück haben wir Düsseldorf überzeugt, daß es so nicht mehr weitergeht“. So reden sie, die Herren Bindseil, Morgenstern und Schmitz, allesamt aus der Spitze des Bonner Stadtverwaltung. Dabei geht es ihnen nicht etwa um eine Ladung Kieselsteine, sondern um Menschen: seit Juni sind zwischen 1.300 und 2.000 rumänische Roma in die Bundeshauptstadt gekommen, um dort einen Asylantrag zu stellen.

Das Aufnahmesoll, so die Vertreter der Stadt, ist um das eineinhalbfache Überschritten. Des Problems Lösung sehen sie seit dem 6. August nun darin, alle NeubewerberInnen sofort in andere Städte zu fahren. Der Bonner Rechtshilfefonds für AusländerInnen findet die Maßnahmen der Stadt „diskriminierend“. „Mangelnde Unterbringung“ beanstandet Dagmar Stoffels, AusländerInnenbeauftragte der evangelischen Kirche. Waren die Roma bei Ausländeramt und Polizeipräsidium - wo sie ihre Fingerabdrücke lassen mußten -, bekommen sie beim Sozialamt einen „Wohnraumbezugsschein“. Daß es aber nicht genügend leere Betten in Bonn gibt, weiß selbst die Stadtverwaltung. „Die hygienischen Verhältnisse der Menschen sind katastrophal“, weiß der aufgebrachte Herbert Ernst Dietz, der deshalb eine Bürgerversammlung einberief. Der Zorn richtet sich jedoch nicht gegen die Stadt sondern dagegen, daß sich die „Gäste nicht als Gäste benehmen“.

Die Roma-Initiative Bonn weiß von rumänischen Flüchtlingen, die in Abschiebehaft gekommen seien, noch bevor sie einen Asylantrag stellen konnten. Vier Männer sind namentlich bekannt, die Ende Juli in der Ausländerbehörde verhaft wurden. Und ein zehnjähriges Roma-Mädchen sei seit mehr als einem Monat spurlos verschwunden. Statt Sozialarbeitern stehen laut dem SPD-Stadtverordneten Bernhard von Grünberg Bedienstete einer privaten Wachgesellschaft vor den Ämtern Bonns und den Unterkünften der Roma. Die Verwaltung der Stadt lehne Sozialarbeiter wegen ihrer „aufenthaltsfestigenden Wirkung“ ab. Damit die Roma in den Behörden wissen, was ihnen geschieht, hat sich die Stadt „Rumänen angelacht“. Monika von Ooyen vom Rechtshilfefonds wirft dem Ausländeramt vor, „daß man bewußt über Dolmetscher Informationen falsch weitergibt“.

Zumindest den Windeck-Bunker hat die Stadt nach einem Monat endlich geschlossen. Mehr als hundert Roma hatten in dem fensterlosen Gebäude in der Bonner Innenstadt in manchen Nächten geschlafen. Vorher hatten sie in einem Zelt duschen und ihre Kleidung desinfizieren müssen: „Zum Schutze des eigenen Körpers“, wie Bindseil weiß.

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