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„Türkei als Brückenkopf zum Islam“

■ Präsident Turgut Özal will sich die Schließung der Ölpipeline von der westlichen Welt teuer bezahlen lassen / Handelsrestriktionen sollen aufgehoben werden

Berlin (taz) - Im Windschatten der Golfkrise versucht die türkische Regierung offenbar, sich den lang begehrten, aber stets verwehrten Zutritt zur Europäischen Gemeinschaft zu verschaffen. Der Konflikt habe die historische Rolle seines Landes als Brückenkopf zwischen Europa und der islamischen Welt sowie als Verbindung zwischen Europa und den Ölstaaten deutlich gemacht, sagte der türkische Präsident in einem Interview mit der Zeitung 'Die Welt‘. Mit der Schließung der irakischen Erdölpipeline sei die Türkei ein großes Risiko eingegangen, das als „regelrechtes Opfer“ verstanden werden müsse. Dafür und für die Einnahmeausfälle aus der Einstellung des Handels mit dem Irak erwartet das Land am Bosporus einen Ausgleich.

Unmißverständlich erklärte Özal, daß die Golfkrisenverluste der Türkei von den westlichen Ländern ausgeglichen werden müßten, denn „sie profitieren davon“. Das Zahlungsmittel muß dabei nicht unbedingt finanzieller Natur sein. Im Gegenteil: Von den USA und Japan wünscht die Türkei vielmehr die Aufhebung der Handelsrestriktionen auf dem Sektor der Textilwaren. Von den europäischen Ländern erwartet Özal generell den Abbau der Handelsschranken, die nach wie vor die türkischen Exporte behindern.

Keinen Zweifel läßt Özal daran, daß sein Land auch nach dem negativen Bescheid aus Brüssel im vergangenen Jahr weiterhin einen EG-Beitritt anstrebt. Sollte die Europäische Gemeinschaft die Türkei nicht aufnehmen wollen, weil es ein islamisches Land sei, begingen die Verantwortlichen nach Özals Ansicht einen weiteren Fehler, nämlich „die Trennung der Religionsgemeinschaften“.

sl

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