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DDR-Produkte sind besser als ihr Ruf

■ Stiftung Warentest informierte über ihr Engagement in der DDR / Auch DDR-Institute sollen Prüfungsaufträge bekommen / Vorstandsmitglied prangerte dubioses Treiben bei „Kaffeefahrten“ an

Berlin (taz) - Auf der Jahrespressekonferenz der Stiftung Warentest in West-Berlin informierte Vorstandsmitglied Roland Hüttenrauch über die Arbeit seiner Organisation in den vergangenen zwölf Monaten. Im Mittelpunkt stand dabei die Ausweitung der Stiftungsaktivitäten auf das Gebiet der DDR. Es sei inzwischen entschieden, so Hüttenrauch, daß es keine zweite, DDR-spezifische Stiftung Warentest geben wird, sondern die Stiftung aufgrund ihrer „langjährigen Erfahrungen und angesichts des sich zunehmend vereinheitlichenden Marktes“ ihre Erzeugnisse auch in der DDR verbreiten werde.

Hüttenrauch betonte in diesem Zusammenhang auch, daß viele DDR-Produkte den Vergleich mit ihren westlichen Konkurrenten nicht zu scheuen brauchten. Jedoch gebe es vielfältige Vorurteile abzubauen. Hüttenrauch: „Auch im Westen werden viele DDR-Fabrikate gekauft - man sieht ihnen nur nicht an, daß sie aus dem Osten kommen.“ So hätten beispielsweise Kühlgeräte, elektronische Schreibmaschinen, Diafilme oder Computerdrucker bei entsprechenden Tests durchaus gut bis befriedigend abgeschnitten, „nur bei Staubsaugern müßte man vielleicht noch etwas zulegen“. Im Bereich der Heimelektronik sei jedoch der Qualitätsvorsprung des Westens praktisch nicht mehr einzuholen. Interesse habe die Stiftung auch, mit entsprechenden Prüfinstitutionen der DDR zusammenzuarbeiten. So verfüge zum Beispiel das „Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung der DDR“ (ASMW) über für diesen Zweck gut geeignete Laboratorien. Auch bestehe schon seit längerem eine Kooperation mit der DDR-Firma „AKA electric“ in Chemnitz.

Kritisch bewertete Hüttenrauch die Aktivitäten einiger westdeutscher Unternehmer in der DDR bei sogenannten „Kaffeefahrten“. Es sei beschämend, mit welcher Profitgier DDR-Bürgern die ersten DM abgenommen werden. „Wären uns diese Firmen nicht durch ihr dubioses Treiben in der Bundesrepublik bekannt, könnte man vermuten, es handle sich um eine Erfindung ehemaliger SED-Funktionäre.“

Olaf Kampmann

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