: Mistral verbrennt die Provence
Provenze (taz) - Heiß war es schon, trocken sowieso fehlte nur noch der Mistral, um den heftigsten Waldbrand des letzten Vierteljahrhunderts in der Provence auszulösen: Bis gestern abend war es Feuerwehr und Armee noch nicht gelungen, die achtzehn Kilometer lange Feuersbrunst im Departement Var zu löschen, die dort seit Dienstag abend 14.000 Hektar Mittelmeerwald und -gestrüpp vernichtet hat. Besonders betroffen ist das Korkeichen- und Pinienmassiv „Les Maures“ westlich von Saint Tropez. Die Waldgebiete der Kalkfelsen zwischen Cassis und Marseille sind ebenfalls vollständig vernichtet. Die bis zu dreißig Meter hohen Flammen waren nachts von den Dächern Marseilles aus zu sehen. Bewohner von eingeschlossenen Ortschaften mußten über das Meer evakuiert werden. Insgesamt sind in den letzten Tagen in den Departements Var und Bouches du Rhone 25.000 Hektar Vegetation verbrannt.
Obwohl die Überwachungs- und Löschkräfte seit den verheerenden Bränden vom letzten Jahr verstärkt worden sind, werfen die betroffenen Gemeinden jetzt dem Innenminister vor, nicht rechtzeitig genug Alarm gegeben zu haben: „Jeder Experte weiß, daß im Mittelmeerraum drei Bedingungen für die höchste Alarmstufe ausreichen: Temperatur, Trockenheit und Mistral. Wenn alle drei zusammentreffen, dann muß von Bonifacio (auf Korsika) bis Perpignan Daueralarm gegeben werden“, meint etwa der Bürgermeister von Cassis. Behörden und Feuerwehr halten dagegen, daß auch noch soviel Material bei einem Mistral von bis zu 90 Stundenkilometern nutzlos sei. Zudem hat die Trockenheit die Wasserstellen zum großen Teil verdunsten lassen. Letztlich helfe, so die Sprecher der Zivilsicherheit, nur Vorsorge - also kostspielige Reinigung des Waldes von Unterholz und herumliegendem Müll. Früher besorgten das die Wein- und Olivenbauern. Doch die landwirtschaftliche Nutzung der Provence nimmt jedes Jahr weiter ab. Und selbst dann bleibt das Problem der Brandstifter. In Korsika hat sich inzwischen eine bewaffnete Bürgermiliz gebildet, um auf Pyromanen Jagd zu machen.
smo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen