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Antikriegstag: Späte Ehre für Deserteure

■ Göttingen hat das erste Denkmal für 30.000 Deserteure der Hitler-Armee / Vielerorts Demonstrationen

Göttingen / Recklinghausen (dpa/ ap) - Für weltweiten Frieden und Abrüstung haben am Samstag zum „Antikriegstag“ mehrere tausend Menschen in zahlreichen deutschen Städten demonstriert. In Göttingen enthüllte Oberbürgermeister Artur Lewi (SPD) trotz erheblicher Einwände der CDU in Niedersachsen das erste deutsche Denkmal, das an die 30.000 von der Wehrmacht zum Tode verurteilten Deserteure erinnert. Zusammen mit einer Tafel übergab Lewi der Öffentlichkeit ein daneben an einer Außenwand des Göttinger Amtshauses angebrachtes eineinhalb Quadratmeter großes Steinrelief des Bildhauers Joachim Nitsch. Das Kunstwerk zeigt eine zertretene Hakenkreuzfahne. Die Inschrift - „Nicht aus Furcht vor dem Tode, sondern aus dem Willen zum Leben“ stammt aus einem Buch von Alfred Andersch, in dem er seine eigene Desertation während des Zweiten Weltkrieges beschreibt.

Für sechs Monate soll außerdem zur Erinnerung an die Deserteure beider Weltkriege in Potsdam eine zwölf Tonnen schwere Marmorskulptur aufgestellt werden, die im Auftrag Bonner Friedensgruppen geschaffen wurde. In Bonn, der Partnerstadt Potsdams, durfte sie nicht gezeigt werden. Nach Potsdam soll das Ehrenmal zeitlich begrenzt in anderen Städten gezeigt werden.

In Hamburg und in Baden-Württemberg wurde die Bundesregierung auf mehreren Demonstrationen aufgefordert, sich für eine friedliche Lösung der Golfkrise einzusetzen. Die IG Medien Baden-Württemberg verlangte den Rückzug aller Truppen vom Golf.

Zum 51. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen forderte der DGB den völligen Verzicht auf Rüstungsexporte. Auf einer Veranstaltung zum Antikriegstag sagte DGB -Vorsitzender Heinz-Werner Meyer in Recklinghausen, der verbalen Entrüstung über die bundesdeutschen Waffengeschäfte mit Irak müßten entsprechende Konsequenzen folgen. In Hanau bei Frankfurt bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende der IG Medien einen Verzicht auf jegliche Rüstungsexporte als „Friedensauftrag eines vereinigten Deutschlands“.

Meyer kritisierte auch die geplante Sollstärke der Bundeswehr nach der Vereinigung mit der DDR als zu hoch: „370.000 Soldaten können auf Dauer nicht das letzte Wort sein.“ Meyer sprach sich ferner für die Vernichtung aller ABC-Waffen und den drastischen Abbau konventioneller Waffen aus. Die bestehenden Militärbündnisse könnten nach Ansicht des DGB-Vorsitzenden durch ein gemeinsames europäisches Sicherheitssystem überwunden und die bisherigen Militärdoktrinen durch neue Formen politischer und militärischer Partnerschaft abgelöst werden.

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