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Zerstörung durch moderne Sanierung

■ Arbeitskreis Bautechnik der deutsch-deutschen Denkmalpfleger tagte in Brandenburg / Falsche Sanierung durch BRD-Firmen

Brandenburg. Vielen wertvollen alten Gebäuden und Gemäuern in der DDR droht die Zerstörung durch moderne Sanierung. Auf diese Paradoxie haben Denkmalschützer aus Ost und West bei einer gemeinsamen Veranstaltung in Brandenburg aufmerksam gemacht. Unsachgemäße Behandlung könne den Zerfall historischer Bausubstanz nämlich erheblich beschleunigen. Gerade Firmen aus der Bundesrepublik seien hierbei schon einige Male unangenehm aufgefallen.

In der DDR tauchten Firmen auf, „die besser auch in der Bundesrepublik weniger Aufträge kriegen würden“, wünschte sich Jörg Schulze, der stellvertretende Landeskonservator aus dem Rheinland. Wegen des „natürlichen Gewinnstrebens“, das solchen Betrieben „innewohnt“, so formulierte es der niedersächsische Denkmalpfleger Martin Thumm, würden notwendige Voruntersuchungen vor Beginn der Sanierungen oft zu schnell und oberflächlich erledigt. Hinterher sei der Zustand nach kurzer Zeit manchmal schlimmer als vorher.

Beispiele dafür fielen den West-Konservatoren genug ein: Trockenlegungen bei Gemäuern könnten das Mauerwerk wegen innewohnender Salze „zum Ausblühen“ bringen, wenn es vorher nicht richtig untersucht worden sei. Wärmedämmung bei Fachwerkhäusern sorge für ungewollte Durchfeuchtung. Das Reinigen von Fassaden mit einem Hochdrucksandstrahl statt mit schonendem Heißdampf zerstöre die Oberfläche, so daß der saure Regen ungehindert die nächste Schicht angreifen könne.

„Weniger ist oft mehr“, befanden sie. Auf die so hochgepriesenen westlichen Baustoffe trifft das ihrer Meinung nach genauso zu. Kunststoffhaltige Farben beispielsweise überbrückten zwar Risse, das Wasser im Stein aber werde durch die Farbe geradezu eingesperrt und der Feuchtigkeitshaushalt des Gebäudes nachhaltig gestört. Auch bei modernen Isolier- und Thermoglasfenstern ist in den Augen der Experten auf jeden Fall Vorsicht angebracht: Sowohl beim Wärmeschutz als auch beim Schallschutz seien die alten Verbund- und Kastenfenster überlegen, „und jedes Fenster kann zum Kastenfenster umgebaut werden“.

Doch westliche Firmen wollen manchmal nicht, und östliche Firmen können nicht. „Bei uns kennt sich bisher kaum jemand aus“, klagte der DDR-Konservator Günther Köpping, der bisher leider ohne Unterstützung des örtlichen Magistrats die alte Bischofsstadt Brandenburg flächendeckend unter Denkmalschutz stellen möchte. „Und wer sich als Handwerker auskennt, der wandert nach West-Berlin ab“, so die lapidare Feststellung.

Ausstellung

in Spandau

„Altstadtsanierung in Spandau“ heißt eine am Mittwoch im Köpenicker Rathaus eröffnete Ausstellung. Sie informiert in Wort und Bild über die Wiederherstellung der Spandauer Altstadt von 1978 bis zum Ende der achtziger Jahre. Denkmalgeschützte Häuser vom 14. bis ins 20. Jahrhundert, die dem nördlichen Berliner Bezirk sein typisch kleinstädtisches Gepräge geben, forderten von den Experten unterschiedliches Herangehen. Anläßlich des zehnten Jahrestages des Baubeginns war diese Exposition bereits im Spandauer Rathaus zu sehen gewesen.

Für Köpenick sei das Spandauer Beispiel interessant, weil es historische, topographische und architektonische Parallelen zwischen den beiden Bezirken an der Peripherie der Großstadt gibt, erläutert Köpenicks Bezirksstadtrat für Bauen und Wohnen, Siegfried Scheffler. Auch die rund fünf Hektar große Altstadt bedürfe einer gründlichen und fachgerechten Restaurierung. Man wolle die positiven Erfahrungen der Westberliner Kollegen übernehmen und einmal gemachte Fehler nicht wiederholen.

Die großformatigen Tafeln der Spandauer Ausstellung werden noch bis zum 8. Oktober 1990 im Raum 01 des Köpenicker Rathauses zu besichtigen sein. Im Zusammenhang mit der Ausstellung wird es am 14. September um 19 Uhr in der Köpenicker Gaststätte „Amtsfeld“, Pablo-Neruda-Straße 3, sowie am 21. September um 18 Uhr in der Gaststätte „Spandauer Weißbierstube“ in West-Berlin, Kinkelstraße 51, jeweils ein Politiker- und Planertreffen geben.

Freunde der Schlösser treffen sich

Ein Initiativkreis der Freunde der Schlösser und Gärten der Mark Brandenburg wird sich heute in den Neuen Kammern des Schlosses Sanssouci in Potsdam konstituieren. Die Schirmherrschaft haben Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth und Volkskammerpräsidentin Dr. Sabine Bergmann-Pohl übernommen. Der Freundeskreis sieht in dem Erhalt und der behutsamen Sanierung der bedeutenden kulturhistorischen Bauten in der Mark Brandenburg seine vordringliche Aufgabe. Zu den Schlössern - größtenteils über 40 Jahre vernachlässigt und teilweise dem Verfall ausgesetzt -, denen sich die Initiatoren in besonderer Weise widmen wollen, zählen unter anderem die Schloßanlagen von Caputh, Oranienburg, Königs Wusterhausen und Rheinsberg.

Um diese Bauten durch umfassende Sanierung der Nachwelt zu erhalten und wieder stärker in das kulturhistorische Bewußtsein zu heben, werden sich in Potsdam Denkmalpfleger, Vertreter verschiedener Ministerien und Parteien sowie die Bürgermeister der betroffenen Orte versammeln. Veranstalter ist die Deutsche Gesellschaft e.V., zu deren Aktivitätsschwerpunkten der Denkmalschutz zählt.

Aufgaben der mehrtägigen Veranstaltung werden unter anderem auch eine Vorlage der Gesamtsituation der Schlösser und deren finanzielle Probleme sowie Konzeptionsdiskussionen sein.

usche/adn

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