Billige Soldaten

■ Der türkische Staatspräsident Özal hofft auf US-Segen

Nun hat der türkische Staatspräsident Özal die Vollmacht in der Tasche, nach eigenem Belieben im Golfkonflikt mitzumischen. Er hat nun das Recht, Soldaten nach Saudi -Arabien zu schicken und seine Flotte in den Golf. Ein türkischer Soldat soll ein Zwanzigstel dessen kosten, was ein US-Soldat kostet. Weshalb also nur teure US-Soldaten verheizen, wenn es billige Soldaten in Anatolien gibt? Die Türkei ist eben kein Land in Westeuropa. Die Türkei ist ein Nachbarland des Iraks. Sie liegt im Einzugsbereich der irakischen Raketen. Der Südosten der Türkei kann mit C -Waffen bombardiert werden. Zu Recht fordern die türkischen Oppositionsparteien einen umsichtigen Kurs im Golfkonflikt. Die Türkei hat sich am Embargo der Vereinten Nationen beteiligt. Warum noch durch Entsendung von Soldaten auf Kriegskurs mit dem Irak gehen, solange keine unmittelbare Gefahr für die Türkei droht? Dem türkischen Staatspräsidenten Özal sind solche Bedenken fern, denn er ist käuflich. Für eine Handvoll Dollar, für Schmeicheleinheiten der USA und der EG spielt er als Marionette im bitterbösen Theaterstück. Mit der Entsendung türkischer Soldaten in den Koreakrieg 1950 - sie wurden an den verlustreichsten Frontabschnitten verheizt - hat sich die Türkei die Mitgliedschaft in der Nato erkauft. Warum nicht die Mitgliedschaft in der EG erkaufen, indem man ein paar hunderttausend Türken in der arabischen Wüste verbluten läßt?

Die Handelskammer des türkischen Mittelmeerhafens Iskenderun hat jüngst zusammengestellt, daß in den Jahren 1988 und 1989 Chemikalien im Wert von über 16 Millionen Dollar an den Irak geliefert wurden. Die Herkunftsländer: die Bundesrepublik, Frankreich und andere. Der Westen, der dem Diktator Saddam das mörderische Zeug für das Massaker an der kurdischen Zivilbevölkerung in Halabja lieferte, fordert nun - wo es um Erdöl geht - Solidarität von der Türkei. Glück für sie, daß Özal, der Hamburger und den american style of life schätzt, der starke Mann in Ankara ist. Die USA vergeben das Erdöl nur an „stabile“ Regimes. Und seit Jahren liegen in den Schubladen des türkischen Generalstabes Pläne, die Erdölfelder von Mossul und Kerkuk zu besetzen. Dort leben nämlich auch Türken. Saddam könnte mit seinem Wahn den Weg dafür ebnen. Und die Türkei will sich gewiß an der Kriegsbeute beteiligen. Den Segen der USA kriegt Özal allemal.

Ömer Erzeren