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Pianistische Quälereien

■ Das Klavier als Instrument des Hochleistungssports: Erik-Satie-Staffel auf dem ehemaligen Todesstreifen am Reichstag als Abgesang und Ouvertüre zugleich

Berlin. Eine rund 23stündige, 840malige Berliner Aufführungsserie von Erik Saties Klavierstück »Vexations« (Quälereien) von 1893/95 begann am Sonnabend um 17.03 Uhr unter freiem Himmel auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Reichstag und Charité. Interpreten waren abwechselnd 16 Pianisten aus Ost- und West-Berlin, den USA, Brasilien, Kanada und Rumänien, die sich auf Initiative des mitbeteiligten Westberliners Harald-Alexander Korp zusammenfanden.

Das Werk war komplett in der vom Komponisten geforderten 840maligen Wiederholung erstmals 1963 von John Cage mit neun Pianisten in Chicago aufgeführt worden.

Für die jetzige Interpretation lieferte die Firma Steinway&Sons den Konzertflügel. Die Nationale Volksarmee stellte Feldhocker, Zelte zum Schlafen sowie Öfen zum Wärmen zur Verfügung. Denn es wurde auch die Nacht hindurch und musiziert.

Korp erklärte zu dem Projekt, diese Meditation gelte der Erinnerung an eine Stätte, wo einst das Lessingtheater stand. Im Ganzen aber sei es blutige Erde, Ort der letzten Kämpfe zwischen Roter Armee und deutschen Soldaten bis zur Erstürmung des Reichstages 1945. Bis zum 9. November 1989 sei es mehrfach gesicherter Grenzstreifen gewesen, in dessen Nähe DDR-Bürger versuchten, die Spree zu durchschwimmen. Dieses ungewöhnliche Konzert sei »Abgesang oder Ouvertüre für eine vergangene beziehungsweise neue Zeit«. dpa

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