piwik no script img

Herbstschmerz nach Noten

■ Die wöchentliche Musikvorschau: Von schön glatt bis wölfisch einsam

Auf dem Pressefoto schauen sie schon verweltschmerzt, die fünf Herren und die Dame der schottischen Band „Deacon Blue“, und so klingen sie auch. „Musik, passend zum Bremer Sommer“, hörte ich neulich. Schreckliche Aussicht. Passend werden es sicher auch die Veranstalter des Konzertes im Modernes finden, daß die sechs gerade jetzt einen Song unter den Top Ten der englischen Charts plazieren konnten. Schöne, glatte Popmusik, fürs kurze, große Gefühl. Heute abend, 20 Uhr.

Südstaatlich geht's weiter am Sonntag, mit dem im April ausgefallenen Konzert von Lee Clayton (20 Uhr, Modernes). Motto: Als der Wolf einmal ganz einsam war. Acht Jahre war Clayton buchstäblich in der Wüste verschwunden, man sagt, aus Gram darüber, daß der Erfolg seiner 79er LP „Naked Child“ so hartnäckig unwiederholbar blieb. „Er lebte seine Songs“, schreibt das Mix. Gottogott.

Ebenfalls am Sonntag in der Arena des Schlachthofs: Die Bremer (Mit)Gewinner des City Beat 90, „The Crackers“.

Am Dienstag, ebenfalls im Schlachthof, aber drinnen und um 20 Uhr, Ian McKayes „Fugazi“ aus Washington, DC, dynamische Schweißtreiber der US-Independent-Scene. Sänger Guy Piccitto kommentierte einst den Überraschungserfolg ihrer LP „Repeater“ mit dem nicht unvernünftigen Satz: „Wir machen doch nur Musik“.

Hochkarätiges am selben Abend im Modernes: Mr. Willie DeVille und seine „Mink DeVille Band“, aber, was will er uns Neues sagen? Noch nicht lang ist's her, daß uns „Willie The Pimp“ an gleicher Stelle seine Aufwartung machte, und wir hörten seitdem nichts von einem neuen Werk. Aber vielleicht hat er's im Gepäck.

Am Donnerstag wird im Modernes die „Women in (E)motion“ — Reihe fortgesetzt, mit einem Doppelkonzert. Daryle Rice (Gesang, Gitarre, Piano) verspricht einen Streifzug durch die amerikanische Popularmusik. Das in Nashville wirkende, nach eigenen Angaben stark vom Jazz beeinflußte Multitalent ist wie auch die „Marva Wright Band“ zum ersten Mal in der BRD. Marva Wright stammt aus New Orleans und sang ursprünglich ausschließlich Gospel, bis es ihrer Mutter nicht mehr gelang, sie von weltlicher Soul-und Bluesmusik fernzuhalten. Rainer Köster

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen