: Unterm Strich
Das PEN-Zentrum der Bundesrepublik hat drei in China, Burma und Sudan inhaftierte Schriftsteller als Ehrenmitglieder adoptiert. Dabei handelt es sich um den 72jährigen Chinesen Wang Ruowang, die Kinderbuchautorin Aung San aus Myanmar (Burma) und den Sudanesen Kamal al-Jazoult. Wang Ruowang ist nach Angaben des PEN seit vergangenen September inhaftiert und war 1987 aus der KP Chinas ausgeschlossen worden. Aung San wurde im Juli 1989 in ihrer Eigenschaft als Generalsekretärin der "Nationalen Liga für Demokratie" verhaftet und steht seitdem unter Hausarrest. Der Generalsekretär des sudanesischen Schriftstellerverbandes und Mitglied der Vereinigung sudanesischer Rechtsanwälte, Kamal al-Jazoult, ist 1989 festgenommen worden und seitdem ohne Gerichtsurteil inhaftiert. Anlaß der Verhaftung war ein Memorandum an die Regierung gegen das Gewerkschaftsverbot. Das PEN-Zentrum bemüht sich neben der Freilassung der neuen Ehrenmitglieder immer noch um den türkischen Autoren Mecit Ünal. Der 29jährige ist seit 1980 im Gefängnis und zum Tode verurteilt.
Die Poesie ist das einzige Massenmedium, bei dem die Zahl der Produzenten die der Konsumenten übertrifft. Was die fortschrittlichen Geister schon bei der Einführung des Radios forderten — die reziproke Nutzung eines Kommunikationsmediums zum Zwecke radikaler Demokratisierung — hat die Poesie gewissermaßen hinter sich, nur hat sie die Gegenseitigkeit vielleicht ein bißchen übertrieben. Abhilfe schaffen wollen nun Menschen, die zum Herbst einen „Katalog lieferbarer Gedichtbände“ herausgeben, auf daß die Zahl der Leser an die der Schreiber heranreichen werde. Der Katalog kann für DM 5,- bei Lothar Reese/Nußriede 20/3000 Hannover 61 bestellt werden.
Das deutsche Bibliothekswesen denkt mit Blick auf den Europäischen Binnenmarkt 1992 schon jetzt voraus. Das Frankfurter Haus, als Bundeseinrichtung von 1991 an mit der Deutschen Bücherei in Leipzig zu einem Großinstitut vereint, hat sich einer breit angelegten europäischen Datenstruktur verschrieben und kontrolliert Finanzanträge an die Brüsseler Kassen. Eine einheitliche Datenstruktur über das sogenannte ‘Unimarc‘-System auch für Buchhandlungen und Verlage sowie das gegenseitige Anzapfen europaweiter, genormter Buchdaten gehören zum Programm.
Mit der Aktion „Bürger spenden Bücher“ sollen öffentlicheBibliotheken in der DDR mit bisher weitgehend unbekannter Literatur versorgt werden. Auf der Frankfurter Buchmesse wollen die Initiatoren in der nächsten Woche einen „Bücherkarren“ mit den dort vorgestellten Büchern der verschiedenen Verlage zusammenstellen und DDR-Bibliotheken übergeben. Wir wissen nicht, was die Unterzeichner des Aufrufs zum Bücherspenden (der Präsident des deutschen PEN-Zentrums, Carl Amery, Johannes Mario Simmel, Martin Walser, Angelika Mechtel) empfehlen — wir empfehlen Kantorowicz, Janka, Brandt, Sperber, Steinberg, Souvarine, Serge, Schlamm, Schwarzschild, Hiller, Münzenberg, Krebs, Silone, Borkenau, Fischer, Scholmer...
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