: Köln wurde doppelt bestraft
Der 1.FC verlor das Hinspiel der zweiten UEFA-Pokalrunde daheim gegen den tschechischen Tabellendrittletzten Inter Bratislava/ Zur Strafe bleibt Artzinger-Bolten weiter Präsident ■ Aus Köln Dieter Göbel
Vor dem Spiel gegen den drittletzten der tschechischen Staatsliga, Inter Bratislava orakelte man in Köln nur über die Höhe des anstehenden Sieges. Nach den zwei positiven Energieleistungen, die mit 4:0-Siegen über Bayern München und Nürnberg belohnt wurden, erwartete man selbstredend einen Sieg in ungefähr dieser Höhe. Jedoch hatte die „launische Diva vom Rhein“ die Rechnung ohne den Gegner gemacht. Denn der war keineswegs bereit, die Prognose seines Trainers Adamec zu bewahrheiten, der vorher tiefstapelte, daß eine knappe Niederlage für sein Team ein ehrenvolles Ergebnis sei.
FC-Trainer Rutemöller hatte die Devise ausgegeben, von Anfang an den Gegner unter Druck zu setzen. Nur, die Kölner schienen dies schlichtweg vergessen zu haben. Zwar spielte man zwei gute Chancen heraus, aber das Flügelspiel wurde derart vernachlässigt, daß einmal mehr Wolf Biermann bestätigt wurde, der schon in den 70ern, ohne das Spiel des FC gesehen zu haben, erkannte; „In Gefahr und Not bringt der Mittelweg den Tod“.
Denn dort, in der Mitte des Strafraums, standen die Männer aus Bratislava sehr geschickt und ließen den Kölnern mit ihrer umständlichen Ballschieberei keine Chance. Und scheiterten diese mal nicht an der dicht gestaffelten Abwehr, so immer wieder am eigenen Unvermögen. Egal ob Sturm oder Ordenewitz, keiner traf. Nur Götz, doch versagte der Schiedsrichter dem Treffer die Anerkennung — angebliche Abseits. Eine sehr umstrittene Entscheidung.
Die tschechischen Halbprofis, die trotz ihrer Defensivtaktik mit zwei Spitzen operierten, hätten dann beinahe den Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Mit ihrem einzigen Konter in der ersten Halbzeit erspielten sie sich eine gute Chance heraus, doch Gieske klärte auf der Linie. Auch in der zweiten Halbzeit mühte sich der FC redlich. Jedoch litt die gesamte Spielanlage unter dem Mangel an Pfiffigkeit und spielerischer Akzente — Pierre Littbarski wurde schmerzlich vermißt. Alle Bälle wurden in englischer Manier eines simplen Kick and Rush hoch hinauf vor das gegenerische Tor gedroschen, wo die Tschechen den Kölnern deutlich überlegen waren. Dennoch, Chancen für das erlösende Tor waren genug vorhanden, allein, es fehlte das Treffvermögen.
Wie man trifft, demonstrierten dann zum Entsetzen der nur 8.000 Zuschauer der Interspieler Obsitnik. Ganze zwei Mal, was gegenüber der ersten Halbzeit immerhin eine Steigerung um 100 Prozent darstellt, kamen die Tschechen mit ihren Kontern vor das Tor von Bodo Illgner. Konnte dieser zunächst noch glänzend parieren, war er beim zweiten Versuch machtlos. Nach nur zwei Ballkontakten im Mittelfeld und einem kapitalen Fehler der Kölner Abwehr schoß Obsitnik dem Bodo ins Tor.
Was folgten waren wütende Angriffe der Kölner nach der Methode Brechstange. Doch nichts half. Es blieb beim schmeichelhaften Erfolg des tschechischen Drittletzten — der auch für die Kölner Vorstandsetagen Folgen haben könnte. Denn nach den letzten Erfolgen der Kölner unkte man bereits, daß der Anwalt, CDU- Ratsherr, das Mitglied im Haus- und Grundbesitzverein und der Kölner Ehrengarde und last not least FC- Präsident, Dietmar Artzinger-Bolten, die Querelen um seine Person leid sei, und von Erfolg gekrönt seinen Abgang einreichen würde.
Ein gutes Ergebnis im UEFA-Pokalspiel sollte das auslösende Moment sein. So ist nun das Spielergebnis doppelt tragisch zu bewerten: 1:0 verloren, und Artzinger Bolten bleibt (vorerst) Präsident.
Köln: Illgner — Götz — Giske, Higl (67. Greiner) — Janßen, Flick (78. Heldt), Rudy, Ordenewitz, Andersen — Sturm, Banach.
Bratislava: Toth — Jurasko — Jonis, Bagin, Stranianek — Rehak, Stojka (68. Lavrincik), Weiß, Kubica, Obsitnek — Lednicky (84. Barka).
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