Türkei: Hunderte im Hungerstreik

Ankara (taz/afp) — Gegen die katastrophalen Haftbedingungen sind am Dienstag 27 politische Häftlinge im Gefängnis von Nazilli bei Aydin in der Westtürkei in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Sie protestieren gegen die „Repression und die Folter durch die Gefängnisleitung“ und fordern u.a. eine Änderungen des türkischen Strafgesetzes. Die Häftlinge gehören zu den politischen Gefangenen, die im August vergangenen Jahres nach einem mehr als einen Monat dauernden Hungerstreik gegen die schlechten Haftbedingungen von der Haftanstalt in Eskisehir (250 km westlich von Ankara) zunächst nach Aydin und dann nach Nazilli verbracht wurden. Bei dem brutalen Transport kamen zwei Hungerstreikende ums Leben. In Kurdistan haben die seit dem 7. Oktober andauernden Hungerstreiks von Gefangenen eine kritische Phase erreicht. Die rund 200 Häftlinge, größtenteils Kurden, treten abwechselnd in einen Hungerstreik im Sicherheitsgefängnis von Diyarbakir. Mit ihrer Aktion protestieren sie gegen die Verlegung von Gefangenen aus Diyarbakir und Bismil im Südosten der Türkei in andere Haftanstalten im Westen des Landes, die teilweise mit neugebauten Einzelhaftzellen ausgestattet sind. Zehn von ihnen sind seit einer Woche in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Nach Informationen der Hilfsorganisation medico international liegen zwei Hungerstreikende in Diyabakir bereits seit einigen Tagen im Koma.

Unterdessen sind Familienangehörige der kurdischen Gefangenen in mehreren Städten ebenfalls in den Hungerstreik getreten. In den Städten Diyrbakir, Cizre und Nusaybin nehmen mehrere hundert Menschen an diesen Protesten teil.

Die Regierung und das Verteidigungsministerium praktizieren seit Beginn des Hungerstreiks eine harte Linie. Mehrere Gefangene wurden strafverlegt, und in Diyrbakir sollen die Prügelstrafen in den Trakten, wo sich die politischen Gefangenen befinden, zugenommen haben.