: Im Jahr 2010 rund 40 Millionen Passagiere pro Jahr
■ Interview mit dem Leiter der Verkehrsabteilung des Senats, Klaus-Peter Stuckert, zur Flugentwicklung in und über Berlin
Im Jahr 2010 werden auf den Flugstrecken von und nach Berlin rund 40 Millionen Passagiere jährlich reisen. Das schätzt der Senat. Bereits mit Einführung des Winterflugplanes am 28. Okotober haben 16 neue Fluggesellschaften mit der Abwicklung von bis zu 380 Flügen täglich begonnen. Am Himmel über Berlin wird es eng. Über die Entwicklung im Berlin-Flugverkehr sprach die taz mit dem Leiter der Verkehrsabteilung in der Berliner Landesregierung, Klaus-Peter Stuckert.
taz: Nach Angaben des Berliner Verkehrssenators hat sich die Zahl der Flugbewegungen in Tegel gegenüber dem Sommerflugplan um 45 Prozent erhöht, in Schönefeld jedoch um 13 Prozent verringert — warum?
Stuckert: Der Hauptgrund, daß die Lufthansa und andere Fluggesellschaften nach Tegel fliegen, ist die unzureichende Verkehrsanbindung Schönefelds an das Berliner Verkehrsnetz. Der Flughafen Schönefeld verfügt außerdem über keinen internationalen Standard und hat nur begrenzte Abfertigungskapazitäten.
Die Flüge und Zeiten der Gesellschaften sind im wesentlichen genehmigt worden, wie sie beantragt wurden. In Berlin gab es wegen des hohen Verkehrsaufkommens Unmut über die offenbare Rücksichtslosigkeit des Bundesverkehrsministers gegenüber der Berliner Bevölkerung.
Auch nach Auffassung der Landesregierung wurde Tegel überfrequentiert. Langfristig wird aber eine gerechtere Verteilung angestrebt. Zuerst muß jedoch Schönefeld ausgebaut werden.
Wie steht es um die weitere Entwicklung der Flughäfen Tegel, Schönefeld, Tempelhof, Gatow?
Wir rechnen für Berlin mit einem jährlichen Passagieraufkommen von etwa 40 Millionen im Jahr 2010. Schönefeld soll umgehend ausgebaut werden. Start- und Landebahnen werden bis Sommer 1991 für 200 bis 250 Millionen grunderneuert. Die Abfertigungskapazitäten sollen von 2,3 auf mindestens sechs Millionen Fluggäste pro Jahr gesteigert werden. Weitere Ausbaustufen müssen bis 1995 eingeleitet werden. Die Straßen- sowie U- und S-Bahnanbindung von Schönefeld an die Berliner Innenstadt zählt zudem zu den dringendsten Aufgaben, um den Anforderungen der nächsten Jahrzehnte gerecht zu werden. Aber zwischen Tegel und Schönefeld soll keine Konkurrenz entstehen. Vielmehr soll eine gemeinsame Gesellschaft zur Abstimmung beider Flughäfen kommen. Tempelhof soll nach Ansicht des Senats nach dem Abbau der amerikanischen Streitkräfte 1994 in seiner Funktion als Flughafen stillgelegt werden und könnte eventuell für Bundesressorts genutzt werden. Die optimale Nutzung für Gatow, aber auch genaue Planungsgrundlagen für die anderen Berliner Flughäfen erwarten wir von einer in Zusammenarbeit mit dem Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebenen Studie der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt in Köln. Ihre Ergebnisse werden im Sommer 1991 als Planungs- und Entscheidungshilfe für die Berliner Flughäfen und ihre Zukunft dienen.
Muß Berlin auch weiterhin mit dem Bau eines zusätzlichen Flughafens rechnen?
Ja, in jedem Fall soll ein weiterer Flughafen im Süden Berlins gebaut werden. Das Land Brandenburg untersucht diverse Standort auf ihre Eignung unter ökologischen und verkehrstechnischen Gesichtspunkten. Einige Standorte werden momentan noch von der sowjetischen Luftwaffe in Anspruch genommen.
Die Berlin neu anfliegenden Fluggesellschaften fliegen zum Teil noch alte Maschinen der Lärmkategorie 2. Haben Sie Auflagen zu erfüllen?
Die Landegebühren sind durch den Senat nach Lärmkategorien gestaffelt [wie tröstlich für die Lärmgeschädigten, daß andere sich dafür Knete einstecken. sezza]. Der Lärm spielt außerdem beim Nachtflugverbot eine Rolle.
Bestimmte Maschinen dürfen nicht zu jeder Zeit landen. Demnächst soll das Nachtflugverbot bis zu 90 Prozent ausgedehnt werden. Wir beabsichtigen außerdem, in Tegel nur noch Maschinen der Lärmkategorie 3 zuzulassen. Interview: Bernd Buhmann
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