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Wahlüberraschung in Guatemala

■ Evangelischer Sektenprediger Jorge Serrano liegt bei Präsidentschaftswahl vorn

Guatemala (taz) — Als Wahlsieger der Präsidentschaftswahl in Guatemala am Sonntag könnte sich eigentlich die Guerillafront URNG betrachten, die zur Stimmenthaltung aufrief. Denn die Wahlbeteiligung lag nach ersten Hochrechnungen nur knapp über 50 Prozent, in manchen Provinzen gar unter dreißig. Die ungewöhnlich hohe Wahlenthaltung dürfte dem schlechten Wetter und der allgemeinen Frustration der Bevölkerung zuzuschreiben sein.

Großer Verlierer sind nicht nur die regierenden Christdemokraten, die sich ohnehin nicht viel erhofft hatten, sondern auch der Zeitungsverleger Jorge Carpio, der in allen Umfragen an erster Stelle lag. Nach ersten Teilergebnissen liegt Carpio mit rund 16 Prozent abgeschlagen an dritter Stelle. Spitzenreiter mit fast 37 Prozent ist überraschend der neoliberale Unternehmer und evangelische Sektenprediger Jorge Serrano Elias mit seiner Bewegung der Solidarischen Aktion (MAS). Er dürfte mehr als alle anderen davon profitiert haben, daß General Rios Montt als ehemaliger Diktator von der Teilnahme ausgeschlossen wurde. Wenn sich die bisherigen Trends bestätigen, wird Serrano bei der Stichwahl am 6. Januar gegen den Liebling der US-Botschaft, Alvaro Arzu von der Partei der Nationalen Aktion (PAN), antreten. Er belegt mit bisher 32 Prozent den zweiten Platz. Ralf Leonhard

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