piwik no script img

Abschied von der Löwenzahnidylle

■ Das „Öko-Modell Allgäu“ erhält deutschen Umweltpreis/ Glückliche Kühe

Memmingen (taz) — Es lohnt sich wieder, chemischen Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger adieu zu sagen. Achtzig Prozent aller Bergbauern im Hindelanger Ortsteil Hinterstein tun das seit einigen Jahren mit Erfolg. Nicht nur, daß sie für ihr Öko-Modell kräftige Zuschüsse bekommen haben, sie sind jetzt auch ausgezeichnet worden: als bundesdeutscher Gesamtsieger bei der Ausscheidung um den Europäischen Umweltpreis. Die Allgäuer Landwirte der Wald- und Weidegenossenschaft Hinterstein/Hindelang erhalten nun einen Geldpreis von 10.000 Mark und sind mit dabei, wenn es am 12. Dezember in Amsterdam um die endgültige Auswahl geht.

Unter dem „Öko-Modell Allgäu“ versteht man eine naturnahe Bewirtschaftung mit Hilfe einer intensiven Einzelberatung der Landwirte. Dazu gehört eine optimale Ausnutzung der staatlichen Fördergelder, wie der „geistige Vater“ des Modells, Ernst Wirthensohn vom Bund Naturschutz, erklärt.

Aus dem Öko-Modell Allgäu heraus hat sich inzwischen so etwas wie ein Selbstläufer bei den von der EG enttäuschten Bauern entwickelt und als ein regelrechter Werbeschlager für den Kurort Hindelang erwiesen. Die Gemeinde ist nämlich drauf und dran, mit ihrem Konzept eines „sanften Tourismus“ bundesweit in eine Art Vorreiterrolle zu schlüpfen. Verkehrsberuhigung und ökologischer Landbau entwickeln sich zum Renner bei den Kurgästen.

Und die Hindelanger Kühe sind offensichtlich auch glücklicher als andere. Weidegenossenschaftschef Kaspar Weber weiß, warum. Wenn eins seiner Tiere unter Stoffwechselstörungen leidet, holt Weber ein paar Tage lang etwas von dem Heu von einer Bergwiese, die nur alle zwei Jahre gemäht wird: „Das ist die reinste Medizin.“

Im Dezember gibt's für das ÖkoModell übrigens noch einen weiteren Preis: den mit 10.000 Schweizer Franken dotierten Binding-Preis des Fürstentums Liechtenstein — für „hervorragende Leistungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes im Bereich der Bergregionen“. Klaus Wittmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen