: Forscher gemeinsam im Treibhaus
■ Bei der ersten gesamtdeutschen Klima-Konferenz wurde viel über Kooperation gesprochen/ Bis zur Wende in der DDR gab es wenig Berührungspunkte
Berlin (taz) — Jetzt können sich auch die deutschen Klimaforscher vereinigt fühlen: rund 200 Klimatologen aus Ost und West diskutierten diese Woche auf der ersten gesamtdeutschen Klima-Tagung über den jeweiligen Stand der Forschung. Erfahrungsaustausch und gegenseitiges Kennenlernen standen im Mittelpunkt der Tagung in Gosen bei Berlin. Bisher waren die Themenschwerpunkte bei den Klima-Wissenschaftlern unterschiedlich gewichtet. Im Westen steht seit Jahren die globalen Klima-Änderungen im Mittelpunkt sowie ihre Rückwirkungen beispielsweise auf die Erwärmung der Ozeane. Mit modernen Großrechnern wird versucht, das Weltklima möglichst realitätsnah zu simulieren und dann mögliche Auswirkungen der Treibhausgase auf Temperatur und Meeresspiegelhöhe zu prognostizieren, erläuterte Ulrich Cubasch vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Belastbare Vorhersagen über die regionale Klima-Entwicklung allerdings ließen sich dadurch noch laum herleiten. Das ist ärgerlich: Denn die regionalen Veränderungen sind entscheidend für die Zukunft von Mensch und Umwelt, nicht die globalen. Auch bei einer globalen Erwärmung der Atmosphäre kann es in bestimmten Breiten durchaus zu niedrigeren Temperaturen kommen. Höhere Temperaturdifferenzen zwischen verschiedenen Regionen erhöhen auch die Gefahr verheerender Stürme.
Im Osten konzentrierten sich die Forscher auf die Beobachtung regionaler Klima-Entwicklungen, meist notgedrungen, weil weder die globalen Daten noch die aufwendigen Großrechenanlagen zur Verfügung standen. So wurden beispielsweise Stürme in der Region Berlin akribisch aufgezeichnet, um möglichen Veränderungen auf die Spur zu kommen.
Mit der Vereinigung wollen die Klima-Forscher ihre Messungen und Analysen jetzt in einen Topf werfen, um so zu neuen und genaueren Ergebnissen zu kommen. Es gilt darum, die Temperatur im Atlantik mit der Windrichtung über Köpenick zu verknüpfen. In mehreren Projekten wollen ost- und westdeutsche Klimatologen künftig zusammenarbeiten. Wie man dagegen den globalen Temperaturanstieg begrenzen kann, dazu haben die Wissenschaftler auf der Tagung keine eigenen Vorschläge unterbreitet. Lediglich die bereits von der Weltklimakonferenz in Genf bekannten Gruselszenarien wurden erneut beschworen: Temperaturanstieg um mehrere Grad, wenn der Ausstoß von Kohlendioxid, FCKWs und Methan nicht sofort eingefroren und schrittweise zurückgefahren wird. Ein Forderungskatalog an die Politik wurde nicht erstellt — aber: „Wenn man nur irgendwas macht, wird sich auch ein Effekt einstellen“, meinte Cubasch. Das sagen ihm zumindest die Großrechner. Rochus Görgen
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