SAMSTAG COUCHPOTATO'S CHIPS & TIPSVon Harald Keller

DIE BEIMERS

Für den Status der Fernsehserie Lindenstraße als soziokulturelles Phänomen zeugt nicht zuletzt, daß selbst das örtliche Kommunikationszentrum, in dem sonst hären gewandete Folksänger klampfen, Hobbydichter sich coram publico ergießen oder Nachwuchsrocker für Freunde und Familie aufspielen, nicht umhin kommt, aus Anlaß der Jubiläumssendung einen Großbildschirm aufzuspannen und den Kult gehörig abzufeiern. Indessen reden sich die Lindenstraßen-Junkies die Köpfe heiß, ob es denn gerechtfertigt sei, die Beimers in den Mittelpunkt einer 95minütigen Jubiläumsjubelsondersendung zu rücken und alle anderen Protagonisten darüber sträflich zu vernachlässigen. Auch die so ruchlos diskriminierten SchauspielerInnen haben darob schon leisen Protest angemeldet; allein es half alles nichts: Die Beimers sind die unangefochteten Stars heute abend. Aber sie sollen sich nur ja nicht zu früh freuen: Warten wir ab, was in den nächsten fünf Jahren passieren wird. Vielleicht holt sich Mutter Beimer bei ihren erotischen Eskapaden was weg und siecht langsam, aber sicher ihrem Ende entgegen?! Oder wird kurz und schmerzlos von einem betrunkenen Autofahrer abgeräumt und sang- wie klanglos von der Besetzungsliste gestrichen?! So manches Drehbuch ist noch ungeschrieben; unergründlich ist das Schicksal, besonders das noch vor uns liegende...

(ARD, 20.15 Uhr)

RED RIVER

Die Verbindung Howard Hawks/ John Wayne steht fast immer für einen sehenswerten Film. Dieser Western aus dem Jahre 1948 nimmt dabei noch einen besonderen Rang ein, weil es Hawks hier gelang, seinen in unzähligen Filmen als sattelfesten Haudegen verheizten Hauptdarsteller zu einer allseits anerkannten schauspielerischen Leistung anzuspornen. Erst nach Red River konnte Wayne zu dem Reiterdenkmal werden, das er heute ist. Der Film erzählt in für die damalige Zeit ungewohnt realistischer, alles andere als idealisierender Manier von einem Viehtreck, in dessen Verlauf die Konflikte zwischen dem autoritären, unnachsichtigen Rancher Tom Dunson (J. Wayne) und seinem Ziehsohn Matthew Garth (Montgomery Clift) zur offen ausgetragenen Auseinandersetzung eskalieren.

(ARD, 22.15 Uhr)

DIE ORGANISATION

Nach dem Erfolg von In der Hitze der Nacht trat Sidney Poitier noch zweimal als Virgil Tibbs vor die Kamera. Die Brisanz des ersten Films, in dem der schwarze Polizeioffizier Tibbs gezwungen wird, den dilettierenden Sheriff eines kleinen Südstaatenkaffs bei der Aufklärung eines Mordfalls zu helfen, und dabei mit weißen Rassisten aneinandergerät, fehlte in den beiden Nachfolgern. Die Organisation, dritter und letzter Auftritt des Virgil Tibbs, spielt in San Francisco, thematisiert die Drogenproblematik und ist nicht so gut wie Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs, der zweite Fall des schwarzen Ermittlers. Eine Nebenrolle spielt Ron O'Neal, der mit dem Drogendealerdrama Superfly und dessen Nachfolger Superfly TNT wenig später befristeten Ruhm einheimste.(SAT.1, 22.30 Uhr)

COME BACK, AFRICA

Dokumentar- und Spielszenen kombinierend, erzählt der US-Regisseur Lionel Rogosin in diesem 1956 entstandenen Film die Geschichte des schwarzen Minenarbeiters Zacharia, der seinen Job verliert und in die Großstadt Johannesburg zieht, um dort Arbeit zu suchen. Unter primitivsten, menschenunwürdigen Bedingungen haust er mit vielen Leidensgenossen in den Slum-artigen Vororten. Sein Aufbegehren gegen die schmachvolle Behandlung durch die Weißen, gegen Ausbeutung und Unterdrückung bringt ihn in Konflikt mit seiner Umgebung.

Neben zahlreichen Laiendarstellern, die — vor authentischen Kulissen — sich selbst spielen, agiert die regional schon damals sehr erfolgreiche und populäre Sängerin Miriam Makeba, die, wie die Protagonisten der Filmerzählung, in einem Township nahe Johannesburg lebte. Sie bekam 1959 eine Einladung zu den Filmfestspielen von Venedig, wo Come back, Africa aufgeführt und mit dem Kritikerpreis prämiert wurde. Wegen der Mitwirkung an dem sozialkritischen Film verweigerten ihr die südafrikanischen Behörden die Wiedereinreise und entzogen ihr die Staatsbürgerschaft. Mit der Hilfe Harry Belafontes konnte sie ihre Karriere in den Vereinigten Staaten fortsetzen.

(Nord 3, 23.15 Uhr)

DAS GRÜNE BLUT

DER DÄMONEN

Nicht wenige Kinohits wurden später zu Fernsehserien, Barfuß im Park beispielsweise, M.A.S.H., Flashdance oder auch Ein seltsames Paar. In der Frühzeit des Fernsehens ging's auch andersherum; da machten die Produzenten der britischen Hammer Studios aus dem TV- Mehrteiler The Quatermass Experiment das (Zwie-)Lichtspiel Quatermass Xperiment. Dieser Professor Quatermass erlebte auf Bildschirm und Kinoleinwand noch etliche Abenteuer. Eines davon heißt Quatermass and the Pit (dt. Titel siehe oben), und darin findet er in den Schächten der Londoner U-Bahn Spuren fremdartiger Wesen, die weniger tot sind, als es auf den ersten Blick erscheint. Mit eiskalten Schauern und gelegentlicher Gänsehautbildung ist zu rechnen.

(Pro 7, 23.30 Uhr)