: Ente „Lippens“
■ Eine geflügelte Spezerei aus dem Ruhr-Pott WIR LASSEN KOCHEN
Diese Ente ist eine schöne Gelegenheit, sich des grandiosen Fußballkünstlers Herrn Willi „Ente“ Lippens zu erinnern, dessen Finten, Tricks und Kernschüsse einst die Massen verzauberten. Sein charakteristischer Watschelgang ist dem Kenner unvergeßlich. Überliefert ist vom Meister ein Dialog mit einem spielleitenden Schwarzkittel: „Ich verwarne Ihnen“, sagte Letzterer. — „Ich danke Sie“, erwiderte Lippens keck und flog vom Platz. Unser Ente „Lippens“ ist im Unterschied zur Schwalbe „Hölzenbein“ äußerst schmackhaft und lehrreich. Sie läßt sich mühelos in der Halbzeitpause eines Fußballspieles bereiten und zu Beginn des zweiten Durchgangs mit gebanntem Blick auf die Mattscheibe verzehren. Eine sogenannte „Länderspielkulisse“ ist der würdige Rahmen für diesen Verzehr. Eingefleischte servieren gar im Ruhr-Pott!
1 Entenbrust, „Livio-Öl“
2 EL Rübenkraut „Grafschafter Goldsaft“
1 TL Ingwerpulver (gibt die seifige Richtung)
Cayennepfeffer oder Tabasco
Weißwein, Sojasoße, Alufolie
1 Beim Metzger eine bereits ausgelöste Brust von der Flugente kaufen. Zu Hause den schmalen Lappen waschen und abtrocknen. Mit einem scharfen Messerchen die Hautseite kreuzweise einritzen. Würzen von beiden Seiten: Ingwerpulver, weißer Pfeffer und Salz. Dann in der Pfanne ohne Fettzugabe auf jeder Seite je 4 bis 5 Minuten braten. Das geschieht nach zunächst strenger Erhitzungsphase bei mittlerer Hitze. Wie sonst auch, sollten keine Rauchschwaden zermurksten Fetts die Nüstern des Stümpers indigniert kräuseln lassen. Nach dem Braten wird die Entenbrust in reichlich Alufolie verpackt. Warm stellen, mehr nicht. Der Saft verteilt sich jetzt wunderbar im Fleisch.
2 Einen tüchtigen Schlag Rübenkraut (etwa 1 EL) in der Pfanne zerschmelzen und den Bratensatz abschaben, ein Schuß Wein hilft dabei. Auf kleiner Flamme durchköcheln lassen, mit einem Teelöffel bester Sojasoße aufstocken.
3 Da wir die Ente frühestens gegen 21 Uhr essen können, muß auf Beilagen verzichtet werden. Eine Scheibe Diagonaltoast sollte reichen.
Fans von „Rot-Weiß Essen“ (dem Stammverein des Hexers) essen dazu lieber Pommes rot-weiß (Ketchup/Mayo) vom Büdchen.
Freudvoll entnommen aus dem komödiantischen Kochbuch für Stümper , von Thomas Platt, verbildert von Brösel. Altamira Verlag, Berlin 1990.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen