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Grüner Sturm aufs Bonner Hauptquartier

■ Antje Vollmer und Joschka Fischer fordern als Konsequenz der Wahlniederlage Strukturveränderungen

Bonn (taz) — Nach dem Debakel bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen ist der Streit um den künftigen Kurs der Grünen voll entbrannt. Nach einem monatelangen Burgfrieden und begrenzter Zusammenarbeit zwischen gemäßigten Linken und realpolitischen Kräften in Hinblick auf die Bundestagswahlen haben sich die Realos nun wieder mit dem „Aufbruch“ zusammengetan. Aufbruch-Sprecherin Antje Vollmer und Hessen-Realo Joschka Fischer forderten gestern in Bonn einen Neubeginn mit weitreichenden Strukturveränderungen. Fischer und Vollmer forderten unter anderem eine „Vorsitzendenstruktur“ für die Partei und die Aufhebung der Rotation. Der Angriff zielt auch auf den Parteiapparat, insbesondere auf das von der Linken besetzte Parteihauptquartier. Fischer appellierte an die „Einsichtsfähigkeit“ der Parteimehrheit, eine Umkehr der bisherigen Politik zu vollziehen. Für Flügelstreitigkeiten sei es zu spät, jetzt gehe es ums Überleben, so Fischer. In der Partei wird von realpolitisch orientierten Kräften vor allem eine Trennung vom linken Flügel gefordert.

Der Parteivorstand möchte dagegen seine in den letzten Monaten praktizierte Strategie der Konflikteindämmung weiterführen und betont den Flügelpluralismus. Die „Radikalökologin“ Jutta Ditfurth wertete die Vorschläge von Fischer und Vollmer unterdessen als „Kampfansage“. Derweil wird von den 266 MitarbeiterInnen der Bundestagsfraktion der Grünen, die zum 20. Dezember entlassen werden, über einen Sozialplan diskutiert. SEITEN 4 UND 6

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