SAS im Tiefflug

■ Sanierungsprogramm soll Konkursgefahr abwenden MIT DEM ABSTURZ AUF DU UND DU

Stockholm (taz) — „Wir sind noch nicht in einer Krise. Aber wenn wir jetzt nichts unternehmen, werden wir bald nur noch warme Würstchen auf dem Kopenhagener Flugplatz verkaufen.“ Mit dieser drastischen Einschätzung machte der Chef der skandinavischen Fluggesellschaft SAS, Jan Carlzon, seinen Beschäftigten klar, daß es Ernst ist. Ein einschneidendes Einsparungsprogramm und die Kündigung von möglicherweise mehreren Tausend der jetzt 35.000 Angestellten soll das vermeiden, was in der Presse des Landes schon mit der Überschrift „Konkurs?“ bewertet wurde: Dem einstigen Musterknaben SAS geht's gar nicht mehr gut.

Satte Gewinne in den letzten Jahren drohen in diesem Jahr in dunkelrote Zahlen umzuschlagen: Eine Milliarde Kronen, etwa 250 Millionen D-Mark, müssen nach Carlzons Angaben sofort eingespart werden, um dies zu vermeiden. 2,5 Milliarden müssen es im ganzen nächsten Jahr sein. Es sind nicht nur die gestiegenen Spritpreise, die die SAS in den Tiefflug gelenkt haben. Vor allem ist es die Konkurrenz des mehr und mehr entregulierten Marktes. Wären da nicht die fast konkurrenzfreien skandinavischen Strecken, könnte sich die SAS den Verlust von 30.000 D-Mark bei einem Transatlantikflug nicht mehr lange leisten. Noch bringt der innereuropäische Verkehr Gewinn, aber, so Carlzon, „die freie Konkurrenz wird dazu führen, daß wir auch hier bald drauflegen“. Wenn nichts passiert.

Zu allem Überfluß hat sich die SAS mit Partnern liiert, denen es auch nicht besser geht — und an einer US-Fluggesellschaft mit knapp 20 Prozent beteiligt, der Continental, über die bereits der Pleitegeier kreist. Die weiteren Zusammenarbeitspartner, Swissair — mehr als 100 Millionen D-Mark minus im ersten Halbjahr — und Lan-Chile mit einem Rekordverlust, liegen passend auf gleicher Linie. Trost konnte da Carlzon nur bei den Konkurrenten finden, für die die fetten Jahre ebenfalls vorbei zu sein scheinen: KLM, Lufthansa und Air France hätten schließlich auch schon einmal mehr verdient als in diesem Jahr. Da vor allem die Personalkosten bei der sich bislang ihres guten Services rühmenden Fluggesellschaft zu groß seien, will Carlzon hier kräftig zulangen. Nicht revidiert werden soll dagegen das Investitionsprogramm in neues Fluggerät, für das in den nächsten vier Jahren allein vier Milliarden Kronen vorgesehen sind. Reinhard Wolff