Große heiße Klappe

■ „Großer heißer weißer Hai“ — 13 Stunden Fest

„Er wird die Flüsse aufwärts ziehen und sich seinen Platz suchen müssen in einem System subventionierter Kunst und ihm auf den Zahn fühlen. So stehen Profis, Laien und Dilettanten Mann an Frau versammelt, für den nötigen Biß zu sorgen.“ Sagte die Einladung und meinte den „großen heißen weißen Hai“, der ein „Fest der Kunst und Künste" sein sollte. Und voll war das Wehrschloß, aber schlapp war der Hai. Profis, Laien und Dilettanten hatten beim Feiern eines vergessen: den Anlaß.

Am Wochenende sollte im Wehrschloß ein einzigartiges Kulturspektakel abgefahren werden: In 13 Stunden wollten 35 internationale KünstlerInnen sich und ihre Arbeiten in Wort und Musik und Bild und Ton präsentieren. Aber das Fest schien wichtiger als Kunst und Künste. Wie das nun mal so ist bei Motto-Partys: Heute starten wir 'ne Mega- Kunst-Fete, also kommt reichlich, damit wir unseren Spaß haben! Schade. Die Dilettanten waren in der Überzahl: Trotz langer Vorbereitungen (seit Anfang Juni) eine Organisation, bei der etwas zu viel schief ging. Nicht nur, daß der erste Biß des Hais knappe zwei Stunden auf sich warten ließ oder daß man ständig in Bewegung bzw. unter Alkohol sein mußte wegen der Kälte — es herrschte eine derart ungemütliche Geräuschkulisse, daß man in den hinteren Reihen gar nichts mehr mitbekam. Vielleicht war ja auch nur das Ambiente das falsche.

Wie dem auch sei: Das Programm hatte scharf gemacht auf eine „Pornerotic“-Videoinstallation und das philosophische Interesse geweckt mit einem „szenischen Vortrag“ über Leben und Werk von Philipp Batz alias Mainländer und seine „erste und einzige Metaphysik der Entropie“. Ja, und in den fünf Stunden, die ich dabei blieb, liefen ein Porno auf dem rechten Bildschirm und Walt-Disney-Comics auf dem linken Bildschirm und ein verkrampftes Lachen davor. Und was den szenischen Vortrag betraf: Ein Schauspieler trug etwas über Leben und Werk des Herrn Mainländer vor, der sich am Ende seinen eigenen Galgen gezimmert hat — wegen Sinnlosigkeit des Seins. Ich bin lieber vorher gegangen. Marcus Völkel