Mehr Meter für Marcks

■ Der Anbau des Gerhard-Marcks-Museums ist bald fertig und schafft viel Platz

Das Marcks-Museum in Bremen wird sozusagen verdoppelt. Genau genommen geht es um die Erweiterung der Ausstellungsfläche auf rund 700 Quadratmeter.

Mit Fleiß und Präzision arbeiten Handwerker zur Zeit am Ausbau der Gerhard-Marcks-Stiftung, die das bildhauerische und zeichnerische Oeuvre eines der bedeutendsten Künstler dieses Jahrhunderts beherbergt und pflegt. Seine große Bronzeplastik „Bremer Stadtmusikanten“, die er 1951 am Bremer Rathaus aufstellte, gehört zu den populärsten und meistfotografierten Kunstwerken in Deutschland. Bald werden die Ausbauarbeiten beendet sein, und am 17. Januar 1991 erfolgt die feierliche Wiedereröffnung.

Dann wird es für das ebenso gediegene wie reiche Schaffen des Gerhard Marcks mehr Raum geben. Im Zentrum der Marcks- Stiftung wird immer jeweils ein Teil seiner Werke — von Zeit zu Zeit wechselnd — zu sehen sein. Gab es in der alten klassizistischen Ostertorwache neben der Bremer Kunsthalle Ausstellungen anderer Künstler, mußten die Marcks-Werke stets in den Keller. „Das ist nicht der Sinn eines Museums, das den Namen Gerhard Marcks hat“, klagt die Leiterin der Stiftung, Dr. Martina Rudloff.

Aber das ist nun vorbei. Wenn künftig Arbeiten anderer Künstler gezeigt werden, gibt es einen neuen Effekt. Besucher können sie mit dem Marcks'schen Schaffen unmittelbar vergleichen. Das gibt ebenso kontrastierende wie reizvolle Perspektiven. Zugleich mit dem Ausbau wird im Dachboden ein Museumsatelier eingerichtet.

Vor rund 40 Jahren — mit den „Stadtmusikanten“ — begannen die Beziehungen Gerhard Marcks' zu Bremen. Aber es dauerte noch 20 Jahre, bis er sich seinerseits endgültig für die Hansestadt entschied. Mit seinem Einverständnis wurde am 18. September 1971 im Alten Torhaus die Gerhard-Marcks-Stiftung eröffnet.

Nach und nach wanderte sein Oeuvre in das kleine Museum. Dort sind inzwischen über 350 Plastiken sowie rund 12 000 Zeichnungen und grafische Blätter. Und immer noch stiften die Erben des großen Künstlers Werke von seiner Hand.

Viele Kunstwerke von Marcks stehen in der Stadt: die „Heuß“- Büste im Rathaus, der „Orion“ in der Baubehörde, der „Sämann“ im Diakonissenhaus, der „Rufer“ vor dem Fernsehstudio Radio Bremens oder der „Seeadler“, der einen Fisch als Beute in den Fängen hält, im Fischereihafen der Seestadt Bremerhaven. 1972 entwarf Marcks auch die Rückseite der Olympia-Medaillen.

Bis ins hohe Greisenalter blieb die Schaffenskraft des am 18. Februar 1889 in Berlin geborenen Künstlers ungebrochen. Mit begnadeten Händen schuf er ein Kunstwerk nach dem anderen: Plastiken, Bilder, Handzeichnungen, Lithografien, Radierungen und farbige Landschaftspastelle.

Das Land Bremen ehrte ihn zu seinem 90. Geburtstag mit der Stiftung eines Bildhauerpreises, dem bisher einzigen seiner Art in der Bundesrepublik. Der mit 10 000 Mark dotierte Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Er soll vor allem Künstlern verliehen werden, die sich der „realistischen Tradidion der Plastik verpflichtet fühlen und diese eigenständig weiterentwickeln“.

Im Alter von 92 Jahren — am 13. November 1981 — starb Marcks in Burgbrohl in der Eifel. Nach wie vor wird sein Schaffen von Sachverständigen und Liebhabern ohne Einschränkung bewundert. Auch dies, seine unumstrittene Anerkennung, hat zum Ausbau des Marcks-Museums beigetragen. Dafür setzten sich Politiker unterschiedlicher Couleur ein — der sozialdemokratische Senat in Bremen ebenso wie der Vorsitzende der Bremer CDU, Bundestagsabgeordneter Bernd Neumann.

Die Erweiterung des Museums kostet insgesamt 2,4 Millionen Mark. Je 900 000 Mark haben die bremische Landesregierung und das Bundesinnenministerium bereitgestellt. 600 000 Mark werden vom Freundeskreis des Gerhard-Marcks-Hauses aufgebracht.

Dietricht Wieland/dpa