: Abwicklungsbeschluß sofort umsetzen
■ Trotz Verwaltungsklagen müssen Ostberliner Hochschulen abwickeln/ Gerichtstreitereien würden Studium belasten
Berlin. Die von der Berliner Landesregierung beschlossene Abwicklung einiger Fachbereiche an der Humboldt-Universität und der Hochschule für Ökonomie im Ostteil der Stadt soll trotz anhängender Klagen sofort vollzogen werden. Das beschlossen Senat und Magistrat gestern. Beide Einrichtungen hatten beim Verwaltungsgericht gegen die im Dezember getroffene Entscheidung Klage eingereicht.
Das Land Berlin könne es nicht zulassen, daß das Studium in den betroffenen Bereichen durch Gerichtsstreitereien belastet werde, sagte die noch amtierende Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller (SPD) vor Journalisten. Nach dem Beschluß der Landesregierung sollen die als ideologisch belasteten geltenden Fachbereiche Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Geschichte, Philosophie sowie Erziehungswissenschaften neu organisiert werden.
Mit den bisher in den fünf Fachbereichen Beschäftigten sollen grundsätzlich bis zum 30. September befristete Arbeitsverträge bis März nächsten Jahres abgeschlossen werden. Rektor Heinrich Fink hatte die Verträge nicht an die Mitarbeiter weitergeleitet. An der Universität wurde die Personalerneuerung von innen, unabhängig von dem Senatsbeschluß, fortgesetzt. Fink hatte vor kurzem 21 Mitarbeitern aus den abzuwickelnden Bereichen die Kündigung ausgesprochen.
Wenn der Abwicklungsbeschluß nicht umgesetzt werde, könnten keine Stellen neu besetzt werden, sagte Riedmüller. Sie verwies darauf, daß aufgrund von Sparmaßnahmen bald mit einem Einstellungsstopp zu rechnen sei und daher Neubesetzungen möglichst schnell vorgenommen werden sollten.
Nach Ansicht der Landesregierung handelt es sich bei den Beschlüssen um Regierungs- und nicht um Verwaltungsakte. Die erhobenen Klagen könnten deshalb nicht die von den Hochschulen erhoffte aufschiebende Wirkung haben. Der Sofortvollzug soll sicherstellen, daß umgehend die erforderlichen Personalentscheidungen getroffen werden können, um den Lehrbetrieb aufrechtzuerhalten. Es bestehe mit der Humboldt-Universität Einvernehmen, sofort Gründungsdekane für die Fachbereiche einzusetzen, um sie bis zum Herbst neu aufbauen zu können, sagte die Senatorin. dpa/taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen