Gröpelingen: Unser Dorf soll schöner werden

■ Der Bremer Westen vor der Vollsanierung: Stadtplaner wollen dem „klinisch toten“Stadtteil Leben einhauchen

Die Analyse fiel hart aus. An der Hafenrandstraße werde „der Verfall des Ortsbildes deutlich ablesbar“, im Innern des Südlichen Lindenhofviertels „vollzieht sich langsam der Zusammenbruch des ehemaligen Zentralbereiches“. „Lärm, Abgase, Unfallgefahren und fehlende Aufenthaltsqualität vieler Wohn- und Geschäftsstraßen“ seien „negative Erscheinungen“ in Gröpelingen. Klimatisch leide der Stadtteil im Bremer Westen „unter den Industrie- und Gewerbe-Emmissionen“.

Zu der desolaten, städtebaulichen Verfassung kommt die problematische Sozialstruktur des Stadtteils: Gröpelingen ist „überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen“, Heroin- und Alkoholprobleme drücken auf den alten Arbeiterstadtteil, der Anteil ausländischer BürgerInnen erhöhte sich in den letzten zwanzig Jahren von 3,3 auf 11,3 Prozent. In den Gröpelinger Schulen liegt der Anteil ausländischer SchülerInnen zwischen 20 und 30 Prozent, die Klassen sind überfüllt, Kindergarten- und Hortplätze sind Mangelware.

Die schonungslos formulierte Bilanz geht auf das Konto einer senatorischen Arbeitsgruppe zurück. Ein Jahr lang arbeiteten Fachleute unter der Federführung des Stadtplanungsamtes an einem Sanierungskonzept, das am Montag Abend dem Beirat Gröpelingen vorgestellt wurde. Das 150 seitige Ergebnis faßte Stadtplaner Arne Drögmöller zusammen: „Wir müssen mit der Sanierung auf breiter Front sofort beginnen.“

Insgesamt sind es 86 Einzelprojekte, die die Konzeptgruppe vorschlägt, um den Stadtteil wieder auf Vordermann zu bringen. Sie verteilen sich auf die drei Säulen Soziales, Bildung und Städtebau/Verkehr. Dazu gehört die Einrichtung einer festen Drogenberatung im Stadtteil, Wohnungsbauprojekte, Ausbaumaßnahmen bei Kindergärten und eine entsprechende Personalentwicklung.

„Es geht nicht an, das gerade in einem problematischen Stadtteil wie Gröpelingen wichtige pädagogische Konzepte nicht realisiert werden können, weil dafür die räumlichen und personellen Voraussetzungen fehlen“, erklärte Ortsamtleiter Bernd Peters. Konkret gemeint sind Ausländerförderung, Intergration Behinderter, muttersprachlicher Unterricht für türkische Kinder oder eine Gesamtschule mit Ganztagsbetreuung. Dies alles fiel bislang dem Alltag zum Opfer.

Auch städtbaulich und verkehrsplanerisch soll der Stadtteil attraktiver werden. Die Hafenrandstraße soll mehr Querverbindungen bekommen, die Heerstraßen entlastet und wohnfreundlicher gestaltet werden. Einzelne Bauprojekte stellte die Arbeitsgruppe zwar vor, überließ die Feinarbeit aber einem „Sanierungsbeirat“, der die schwarz- weiße Senatsvorlage jetzt stadtteilbezogen kolorieren soll. „Ich erwarte, daß der Beirat nach dem Ergebnis, das er am Montag bekommen hat, eine eigene Duftnote verleihen wird“, hoffte der zuständige Ortsamtsleiter Bernd Peters gestern.

Zehn Jahre, so schätzt Stadtplaner Drögmöller, werde es noch dauern, bis die ersten Maßnahmen überhaupt realisiert und das Stadtteilbild freundlicher geworden ist. Ein erster Schritt, die Sanierung des Lindenhof-Viertels, für die im letzten Nachtragshaushalt knapp 2 Millionen Mark losgeeist wurden, geht jetzt in der Planungsphase. Entsprechende Pläne sind zwanzig Jahre alt.

mad