piwik no script img

1 Pavian, 1 Malschwein, 78 Nieten

■ Ulrich Reinking-Drügenmöller: Text as text can!

Je deutscher desto doofer. Daß toitsche Rechtsextremisten der deutschen Sprache nur in bescheidener Weise mächtig sind, bestätigt einmal mehr der bremische DVU-Abgeordnete Hansi Altermann mit seinem neuen Beschlußantrag an die Bürgerschaft: „Beamte des Verfassungsschutzes, die evtl. vom Bremer Flughafen abgezogen werden, sollten gezielt zur Bekämfung des Drogenhandels in Bremen und Bremerhaven eingesetzt werden. Die meisten Drogenfahnder sind den Dealern bereits bekannt, was bei den Beamten des Verfassungsschutzes Flughafen nicht zutreffen würde.“ Herr Abgeodelter — wahrscheinlich merken Sie es jetzt auch noch nicht!

„Bussi Bussi“ grüßt heute ganz unvermittelt die Bushäuschen-Werbung von Antenne Niedersachen. Das Bild dazu zeigt einwandfrei das leuchtend rote Arschloch eines Pavians. Auf den zweiten Blick ist zu registrieren, daß es sich nicht um eine Illustration des Götz-Zitates handeln soll, sondern um ein kußgespitztes Lippenpaar. Sofort weckt dieser Doppeleffekt die Erinnerung an den Fernsehauftritt des US-Regierungssprecher Marlin Fitzwater vom Vorabend, als dieser die round about 1000 Bunkertoten von Bagdad mit den bemerkenswerten Worten „Well planned — well executed“ kommentierte. Die dabei inszenierte Visage als Ohrfeigengesicht zu bezeichnen, wäre dermaßen was von verniedlicht....Nun, wenn das Schicksal diesem Herrn mal angemessen gegenübertritt, wird Freude nicht nur klammheimlich sein.

Rechtzeitig zum Abmarsch unserer Jungs aus Bremervörde brachte die Plattenfirma Intercord noch die neue Single der lustigen Musikantinnen Inge & Maria auf den Markt: „Fohr ned schnella, als dei Schutzengerl fliagt“. Bestellungen für Feldpostsendungen an Panzergrenadiere werden im Tonträger- Fachhandel unter INT 110.340 entgegengenommen.

Bleiben wir beim Showgeschäft! Babykiller nannte Miss Jane Fonda vor uncharmant aber wahrheitstreu geschätzten 23 oder 24 Jahren noch jene Boys, die im Fernen Osten unter den Schlitzaugen aufräumten und dabei von Agent Orange über Napalm bis hin zu Flächenbomben alles ausprobierten, was der Wahrung berechtigter amerikanischer Interessen dienlich war und vielleicht schon morgen wieder sein wird. Ted Turner, der als Chef von CNN zur Zeit die ganz große Kriegsgewinne einfährt. Und Jane bringt ihrem Tele-Tarzan eine nette Mitgift ein: Für den Golfkrieger entwickelt sie ein Fitness-Programm auf Video — als Alternative zum Bordellbesuch. Der ist für die kämpfende Truppe im arabischen Raum derzeit nur schlecht zu organisieren.

Dringendst gesucht wird ein Rechtsanwalt, der die Typen von der Friedenswache auf dem Marktplatz juristisch in Schutz nimmt vor dem Dauergeplärr aus der nebenan liegenden Wildwest-Blockhüttensiedlung der Bürgerpark-Tombola. Der Losverkauf legitimiert einmal mehr das lautstarke Abdudeln ödesten Liedgutes und das Aufsagen schlichter, irreführender Spruchweisheiten: “Ja, meine Damen und Herren, einmaaaaal im Leben ein Sieger zu sein, in der ersten Reihe stehen. Für eine Mark ein Opel- Manta mit Spoiler, KAT und eingebautem Hauptschulabschluß. Da zögert man nicht, da langt man zu“. Persönliche Bilanz aus der 1990er Testserie: Ca. 80 Lose, davon 78 Nieten. 1 Focke-Museum und 1 Kellogs Corn Flakes.

Im Bürgerpark aber grast immer noch kein neues Kamel, dafür stinken vermutlich frische Duftsteine aus den Toiletten der Meierei gen Himmel. „Ischa wegen guten Zwäck, näch?“

Quiz für junge LeserInnen! Von wem stammt der Ausspruch „Staaten begehen keine Verbrechen — sie sind es“? Als Antwort-Alternativen bieten wir an: 1. Bernd E. Neumann (vom pyromanen Bücherfreund zum Staatssekretär), 2. Wilhelm Kaisen (urgesteiniger Biobauer und Altbürgermeister mit Strahlenkranz), 3. Harry Warrelmann (vom Kommando Harry Warrelmann) und 4. Erich Mühsam. Die richtige Lösung ist zu erfahren bei der Vernissage zur Erich-Mühsam-Austellung des renommierten Waller Malschweins Tom Gefken, heute um 20 Uhr in der GaDeWe, Reuterstr.9-17, 28 Bremen 1. Man sieht sich!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen