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Kein Krieg ist heilig, kein Krieg ist gerecht

Krieg ist keine Fortsetzung der Politik, Krieg ist eine Bankrotterklärung der Politik und der menschlichen Vernunft. Auch dieser Krieg wird nicht eins der Probleme lösen, sondern neue und unlösbare Probleme schaffen.

Wir fürchten, daß die Nah-Ost- Länder und Israel und die gesamte Welt nach diesem Krieg bedrohter und gefährdeter sein werden als zuvor.

Auf eine Aggression muß in diesem Jahrhundert mit anderen Mitteln geantwortet werden. Gerechtigkeit kann nicht durch einen Krieg erreicht werden. Ein Krieg kann Gerechtigkeit nur auf einer toten, menschenleeren Erdkugel schaffen, denn seit dem Abwurf der ersten Atombombe werden Kriege zunehmend zu einem verbrecherischen Kampf gegen die Erde selbst.

Kein Krieg ist heilig, kein Krieg ist gerecht. Die Militärzensur der kriegführenden Staaten beweist, daß der Krieg ein Verbrechen ist, das man verheimlichen muß: Er ist ein Verbrechen an den Völkern und an der Natur.

Erinnern wir uns an die Kriegsbegeisterung von 1914 und 1939, aber auch an die Schrecken der ihnen folgenden Jahre. Erinnern wir uns an den Schwur von Buchenwald »Nie wieder Krieg«. Wir dürfen diesen Schwur nicht brechen, daß nie mehr eine Mutter ihren Sohn beweint.

Nach der Sintflut schloß Gott mit dem Menschen einen Bund, und er versprach, daß er das Leben auf dieser Erde nicht nochmals vertilgen wird, und daß nicht aufhören soll Saat und Ernte und Sommer und Winter. Wenn der Mensch mit einem nuklearen Winter den Sommer verbrennt und mit einer selbstverschuldeten Klimakatastrophe den Winter erstickt — und so Saat und Ernte vernichtet — bricht der Mensch den göttlichen Bund. Dann wird nicht Gott, sondern der Mensch selbst die Erde endgültig auslöschen.

Diesen Text schrieb Christoph Hein für die Anti-Golfkrieg-Proteste der Berliner Theaterkünstler. Er wurde am Mittwoch abend auf fast allen großen Bühnen der Stadt verlesen.

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