piwik no script img

„Flüchtlingszahlen steigen“

■ Neue UN-Flüchtlingskommissarin betont Menschenrechte

Berlin (taz) — „Menschenrechtsverletzungen gehören zu den Hauptursachen der Flüchtlingsbewegungen“, erklärte die neue Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Flüchtlingsfragen (UNHCR) zu ihrem Amtsantritt am vergangenen Montag. „Wirksame und humanitäre Lösungsstrategien müssen sich daher ebensosehr mit den Ursachen der Flucht befassen wie mit ihren Konsequenzen.“

Mit der Japanerin Sadako Ogata ist zum ersten Mal eine Frau an die Spitze einer der großen UNO-Unterorganisationen gelangt. Und, anders als ihre beiden Vorgänger, hat die 63jährige Professorin für Internationale Politik bereits eine eindrucksvolle Karriere im UN-System hinter sich. Zwischen 1968 und 1979 Mitglied der japanischen Delegation in der UNO-Generalversammlung; Ende der siebziger Jahre erste Frau, die Japan als Botschafterin bei der UNO vertrat; zuständig für Indochina-Flüchtlinge und zugleich im Vorstand des Kinderhilfswerks UNICEF; 1982 bis 1985 Repräsentantin Japans in der UN-Menschenrechtskommission — das waren nur einige der Stationen. Als sie im Dezember von der UNO-Generalversammlung zur Flüchtlings-Hochkommissarin ernannt wurde, leitete sie gerade im Auftrag der UNO eine Untersuchungskommission zur Lage der Menschenrechte in Burma.

Das UNHCR ist für etwa 15 Millionen Flüchtlinge im Sinne der Genfer Konvention zuständig. Damit hat sich die Zahl im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt — nicht jedoch das Budget der Organisation, das seit 1980 etwa gleichgeblieben ist. „Es ist klar, daß die Flüchtlingszahlen weltweit weiter dramatisch zunehmen werden. Wenn wir von 15 Millionen sprechen, dann ist das ja nur ein Teil. Dabei sprechen wir noch nicht von den 15 bis 20 Millionen Menschen, die im eigenen Land auf der Flucht sind, wie zum Beispiel in Sri Lanka und Angola oder Mosambik. Und die sogenannten Umweltflüchtlinge, die aufgrund zunehmender Ökokatastrophen — die ja auch menschengemacht sind — vertrieben werden, schätzen wir auf zehn Millionen“, sagte ein UNHCR- Sprecher in Bonn.

In ihrer Antrittserklärung betonte Frau Ogata, daß Menschenrechtsverletzungen zu den Hauptursachen von Flucht gehören. Ihre Forderung nach offensiverer Diskussion der Verantwortung der Regierungen jener Länder, aus denen Menschen flüchten müssen, weist darauf hin, daß sie den UNHCR dazu bringen will, die Diskussion über Staaten zu fördern, welche durch ihre Politik dazu beitragen, die Flüchtlingsströme der Welt zu vergrößern. Jutta Lietsch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen