: IRA bekennt sich zu Anschlägen
■ Die Organisation wirft der Londoner Polizei vor, absichtlich nicht auf die Warnung reagiert zu haben
Dublin (taz) — Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) hat sich Montagnacht zu den Bombenanschlägen auf zwei Londoner Fernbahnhöfe bekannt, bei denen am Morgen ein Mann getötet und 41 Personen verletzt wurden. Die „zynische Entscheidung hochrangiger Sicherheitsbeamter, die Bahnhöfe nach der IRA-Warnung nicht zu evakuieren“, sei direkt verantwortlich dafür, daß es bei dem Anschlag auf dem Victoria-Bahnhof Opfer gegeben habe, hieß es in der IRA-Erklärung, die in Dublin veröffentlicht wurde. „In Zukunft sollte auf alle Warnungen reagiert werden.“
Nach einer Reihe falscher Bombendrohungen wurden gestern fünf Bahnhöfe in London vorübergehend geschlossen, nach einem Feueralarm in einem U-Bahntunnel viertausend Passagiere evakuiert.
Der Leiter der Anti-Terrorismuseinheit von Scotland Yard, George Churchill-Coleman, erklärte zu der nicht erfolgten Räumung am Montag, die telefonische Warnung sei „zu spät und zu vage“ gewesen. Außerdem habe der Anrufer ein bisher unbekanntes Codewort benutzt, um seine Authentizität nachzuweisen.
Die IRA wechselt ihre Taktik in Großbritannien ständig, so daß effektive Sicherheitsmaßnahmen praktisch unmöglich sind. In den vergangenen zwölf Monaten hat die Organisation britische Politiker, Staatsbeamte, Soldaten, militärische Einrichtungen und Rekrutierungsbüros, die Börse, einen Tory-Club, den Regierungssitz in der Downing Street und nun zwei Bahnhöfe angegriffen. Ein IRA-Sprecher sagte in einem Interview in der vergangenen Woche: „Wir lassen uns nicht auf eine Taktik oder einen modus operandi festlegen. Unsere Absicht ist es, den Feind immer im Ungewissen zu lassen.“
Regierung und Opposition waren am Montag üereingekommen, die Bombenanschläge nicht im Unterhaus zur Sprache zu bringen, um laut Innenminister Kenneth Baker „den Tätern die gewünschte Publizität zu verweigern.“ Ralf Sotscheck
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