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Die DSF bietet Verzicht an

■ Deutsch-sowjetische Freundschaftsgesellschaft zu Verzicht auf Immobilien bereit/ Partnerschaft zur Sowjetunion soll gepflegt werden/ Weitere »Aufarbeitung des Stalinismus in den eigenen Reihen«

Mitte. Die neue, scharf gewendete »Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft« (DSF) will sich möglicherweise freiwillig von ihren Immobilien trennen. Wie der Vorsitzende des neuen Dachverbandes der DSF, Pfarrer Cyrill Pech, gestern bei einem Pressegespräch mitteilte, soll bei einem Verbandstag am 9. März über »den weiteren Umgang mit den Häusern«, nach eigenen Angaben 25 in der ehemaligen DDR und Ost-Berlin, entschieden werden. Wie Pech weiter sagte, würde es »der Erneuerung unserer Gesellschaft gut tun, wenn wir diesen Schnitt vollziehen und die Häuser abgeben würden«.

Noch im vergangenen Jahr hatte die DSF versucht, die Häuser, an denen sie nach altem DDR-Recht die »Rechtsträgerschaft« und damit das alleinige Nutzungsrecht hatte, in eine GmbH einzubringen. Dem hatte die Treuhandgesellschaft wiedersprochen und die Verfügung über die Immobilien an sich gezogen. Nicht verzichten wolle man allerdings darauf, »zumindest in den Hauptstädten der neuen Bundesländer« Räumlichkeiten zur Verfügung zu haben, in denen die Gesellschaft Veranstaltungen durchführen könne, wofür man auf die Zusammenarbeit mit den Kommunen hoffe.

Nach eigenen Angaben verfügt die DSF noch über 26.300 Mitglieder. Die Hauptarbeit sehe man in Zukunft darin, die »Partnerschaft mit der Sowjetunion« zu pflegen, wie das auch im neuen deutsch-sowjetischen Rahmenvertrag gefordert werde. Finanzieren werde man sich aus Mitgliedsbeiträgen, Geldern der öffentlichen Hand, wie sie für jeden gemeinnützigen Verein zur Verfügung ständen und durch Sponsoren. Derzeit habe man den Deutschen Herold (Versicherung) als »förderndes Mitglied« gewonnen und auch »eine große deutsche Bank« zeige sich interessiert. »Die Dialektik von Kommerz und geistigem Überbau«, wie Pech in alter Manier das Interesse von Firmen an profitablen Kontakten zur Sowjetunion bezeichnete, habe im Verband zwar zu »Irritationen geführt«, doch sei man »in der Marktwirtschaft« auf solche Wege angewiesen.

Zu den neuen Aufgabenschwerpunkten der Deutsch-sowjetischen Freundschaftsgesellschaft gehöre auch die Pflege und der Erhalt sowjetischer Gedenk- und Kulturstätten auf deutschem Boden, sowie, wie Pech betonte, sich um »neu entstehende Gedenkstätten für die Opfer des Stalinismus und die alliierten Befreier« zu bemühen. Der Aufarbeitung des »Stalinismus in den eigenen Reihen« werde man sich weiterhin widmen, eintausend Mark habe man der »Gedenkbibliothek des Stalinismus« im Ostteil Berlins überwiesen. ger

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