Offenes Ende für HfÖ-Studenten

■ Studenten der Hochschule für Ökonomie in Berlin bangen nach der Abwicklung nun um ihren Abschluß/ Bisher keine klaren Aussagen zur Weiterführung des Studiums/ Verhandlungen mit Senat

Berlin. Seit Tagen kursiert unter den Studenten der Hochschule für Ökonomie (HfÖ) ein Gerücht, das sie panisch an die Lehrbücher hetzen läßt: Zum Wintersemester würden von der FU und der TU zusammen nur die 1.000 besten Studenten übernommen, der Rest von 3.000 solle mehr oder weniger in die Wüste geschickt werden. Als die taz daraufhin beim Direktorat für Studienangelegenheiten nachfragte, fiel die Leiterin, Barbara Schlien, aus allen Wolken. Ihr sei davon nichts bekannt, und daher gelte für sie immer noch die Zusage des Senats, daß alle Studenten ihr begonnenes Studium beenden könnten. Wie, darüber müsse mit dem Senat und den beiden Universitäten noch verhandelt werden. Klar sei bisher einzig und allein, daß die Studienjahrgänge 1986 und 1987 ihr Studium nach den alten Lehrplänen und Prüfungsordnungen ablegen können, da diese vom Senat anerkannt wurden. Bei den 2.100 Studenten der späteren Jahrgänge würde das Vordiplom angestrebt.

Genaueres war vom Vizepräsidenten der FU, Peter Kuhbier, zu erfahren. Auf das Gerücht angesprochen, sagte er: »In Wirklichkeit sieht es noch viel schlimmer aus.« Denn nachdem die FU schon vor Wochen zugesagt hatte, daß ihr Fachbereich Wirtschaftswissenschaften 600 Studenten der HfÖ übernehmen würde, ließ der gleiche Fachbereich der TU nun in der vergangenen Woche verlauten, daß er sich außerstande sehe, ebenfalls 600 Studenten zusätzlich zu verkraften. Vor allem die finanziellen Voraussetzungen wären dafür nicht gegeben. »Doch dazu ist das letzte Wort nicht gesprochen.«

Aber selbst wenn die TU trotzdem 600 Studenten aufnehmen würde, bliebe immer noch ein Rest von gut 900 Studenten. Wie ihnen ein Studiumabschluß ermöglicht werden soll, dazu werden derzeit im Senat verschiedene Varianten diskutiert. Zum einen könnte ein Teil von ihnen in die Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin gesteckt werden. Andererseits überlegt man, eine Fachhochschule für Technik und Wirtschaft ins Leben zu rufen. Die könnte aber erst zum Sommersemester nächsten Jahres Studenten aufnehmen. Eine weitere Überlegung ist, daß die Studenten durch eine neugeschaffene BAFöG-Regelung einen Anreiz erhalten, an westdeutschen Hochschulen zu studieren. Die zentrale Zulassungsstelle in Dortmund, die die Studienplätze des gesamten Bundesgebietes vergibt, könnte ein Drittel der Plätze für HfÖ-Studenten besetzt halten. Doch dafür müßten erst einmal die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Ein weiteres Problem wäre aber, daß ein Großteil der Studenten kein oder nur ein fachspezifisches, sogenanntes »Preßluft- Abitur« hat und damit nicht den Zulassungsbestimmungen von westdeutschen Hochschulen entspricht. Ob man diese Studenten über Prüfungen oder en bloc übernimmt, darüber muß ebenso verhandelt werden.

Ein solcher Verhandlungstermin ist der 1. März. Dann treffen sich Vertreter der FU und der TU mit dem Senat, um für die Übernahme der HfÖ-Studenten zu endgültigen Aussagen zu kommen. »Im Laufe des Monats März werden die Studenten auf alle Fälle erfahren, wo und wie sie weiterstudieren können«, verspricht Wolf-Dirk Veith von der Wissenschaftsverwaltung. ks