DONNERSTAG

Die heutige Ausgabe von Stunde der Weltliteratur beim Deutschlandsender Kultur widmet sich einem Dichter, der zu den bedeutendsten Vertretern lateinamerikanischer Literatur gerechnet wird: Oktavio Paz. Mit einer immensen Freiheit der Phantasie erschafft der mexikanische Dichter nicht nur Traumwelten, sondern fällt vor allem durch seinen kritischen Umgang mit dem Medium Sprache auf. Dabei sucht er leidenschaftlich nach Vermittlungsmöglichkeiten zwischen den Menschen, ihren Kulturen und Traditionen. Eine wirklich lohnende Sendung, die nicht nur Literaturfreunde anhören sollten. Wörter, die Welt zu versiegeln kommt um 16.05 Uhr.

Wer sich mehr für Film interessiert, kommt momentan nicht zu kurz: In seiner theoretischen Begleitung der Berlinale '91 bietet der Rias1 heute ab 18.35 Uhr eine Reflexion über den Film als politisches Medium an. Unter dem Titel Botschaft auf Zelluloid wird von den Anfängen des gesellschaftlich engagierten Films die Rede sein. So hatte etwa Großmeister Sergej Eisenstein mit seinem bahnbrechenden Werk Panzerkreuzer Potemkin nicht nur Kunst im Sinn: Er wollte nicht weniger als die Welt verändern! Und einige Jahre später sollte Goebbels das Medium Film als Mittel einsetzen, um seine teuflischen Botschaften unters Volk zu bringen. Ähnliche Ziele, wenn auch oft mit besseren Absichten, verfolgen Autoren und Regisseure politischer Spielfilme natürlich immer noch. Wer also in Sachen Hintergrundwissen kein Kostverächter ist, sollte diesen Sendetermin nicht verpassen.

Die S2-Kulturredaktion hat glücklicherweise keine Berührungsängste mit politisch so brisanten Namen wie „Bagdad“. In Zeiten, da die Augsburger Puppenkiste einen gewissen Kalifen aufgrund seiner unangenehmen Heimatstadt aus dem Programm kippt, zeugt es wohl von einigem Mut, Giorgio Manganellis Eine Wunde Perle auszustrahlen. In diesem fiktiven Interview unternimmt es der Autor auf höchst amüsante Weise, uns hochmütigen Nordeuropäern eines auf die Nase zu geben. Denn Zeit der Handlung ist damals, als noch „ganz Europa aus Holzschüsseln“ aß und in dem heute geschmähten Bagdad jeder Lastenträger gebildeter war als Karl der Große. Was der Herrscher dieser Stadt, der pittoreske und phantasievolle Kalif Harun al Raschid über Gott und die Welt zu sagen hat, wird uns Manganelli ab 21 Uhr ins Ohr flüstern.

Da Berlin nun bald wieder „Stadt der Blätter und Verleger“ wird, kommt ein WDR3-Feature über den spektakulärsten Presseskandal der Weimarer Republik gerade zur rechten Zeit. Der Bruderzwist im Hause Ullstein hatte etwas von Familienintrige, Kriminalfall und Geheimdienststory. Vor allem aber hatte der Fall politische Folgen... Wer mehr über den Zusammenhang zwischen Medien, Macht und „schmutziger Wäsche“ erfahren möchte, sollte sich 21 Uhr vormerken.