Kunstlicht

■ Kopierer liebt Schamhaar aus Vogelperspektive: Yolanda Feindura im Aelierhof/Dieter Rogge bei Steinbrecher/Norwegen in Achim/CSFR in DEL

1) Artefakt: Beim Kopieren der Einkommensteuererklärung gerät der dicke Daumen auf die Kopie. 2) Spiel: Mal die ganze Hand, mal den Kopf auf die Scheibe legen und was zu lachen haben. 3) Kunst: Den Irrtum bewußt steuern, ganze Körperteile kopieren, verwischen lassen, kollagieren, kolorieren, und schon sind wir bei Yolanda Feindura. Im Atelierhof hat die Copyartistin eine Ausstellung, Titel: „Copyfights - Die Farbe Schwarz“. Die spezielle Technik, mit der auch im Zeichnen schwache Amateure beachtliche Ergebnisse erzielen können, beherrscht Frau Feindura perfekt. Sie nutzt sie zur Inszenierung des weiblichen Körpers; und zur seriellen Entstellung von Porträts (“Uwe“). Allerdings interessiert sich die Lehrbeauftragte an der Bremer Uni überwiegend für schwarze Konnotationen der Weiblichkeit: „Notschrei“, „Notzucht mit tödlichem Ausgang“, „Der Kreislauf von Tränen und Blut“ lauten Titel ihrer Schreckensvisionen. (Daß dabei die Kopiermaschine am liebsten und schärfsten Schamhaar, Brustwarzen und Fingerabddrücke wiedergibt, bestimmte sicherlich die Wahl der Motive mit.) Eine finstere Frauenwelt, hinter jedem Schenkel lugt der Tod hervor. Yolanda Feinddura findet eine Angstsprache. Daß die Ergebnisse mit leichter Tendenz zum Design auch Plattencover schmücken könnten, macht sie nicht weniger spannend. (Alexanderstr. 9b, bis zum 22.3.)

Der Lehrer Dieter Rogge gehört zu den wenigen Bremer Meistern des Strichs. Mit seinen großformatigen Stadtansichten und Kathedralenbildern (Rom, Rouen, Chartres, Bremen), mit Bleistift, Kohle, Kreide und verdünntem Bitumen gezeichnet, ist er jetzt in der Galerie Steinbrecher vertreten. Von der Figur her ist Rogge zu einer Technik gekommen, die seine Motive mit Schraffuren aus der Ebene herausmodelliert. Dem entspricht die meist gewählte Vogelperspektive (Rogge arbeitet nach Luftaufnahmen). Wie Rogge im Detail arbeitet, enthüllt eine mit 413 (echt wahr!) Skizzen gepflasterte Wand der Galerie. Die Ausstellung ist übrigens die vorletzte bei Steinbrechers, die Bremen Richtung Potsdam verlassen. (Am Dobben 44, bis zum 6. April; Eröffnung heute um 20 Uhr.)

Schwer verblendet muß man sein, in Norwegen nur gelochtes Geld, Walschinken und Alkoholmangel zu vermuten. Daß es dort auch nennenswerte Kunst gibt, davon möchte jetzt die Stadt Achim überzeugen, die sich und ihren angeblichen 900. Geburtstag mit „Kunst aus Norwegen“ feiert. Skulpturen von Hans-Ove Granath, Textilkunst von Marianna Magnus und Malerei von Svein Mamen und Astri Vie Pollege zeigt das Haus Clüver. (Große Kirchenstr.3, bis zum 31.März, Sponsor: Hydro Aluminium Uphusen)

Wie westlich ist die Tschechoslowakei? Im Bereich der bildenden Kunst ist auch zeitens des Sozrealmus der Kontakt nie völlig abgebrochen. Das Museum Bochum verfügt über eine umfangreiche Sammlung osteuropäischer Avantgarde, und 100 tschechische Arbeiten daraus zeigt die städtische Galerie Haus Coburg in Delmenhorst. Da sind Symbolisten und Surrealisten, Kubisten, Konstruktivisten und Abstrakte mit Arbeiten aller Sparten vertreten. Schwerpunkt der Sammlung ist der Kubismus. Hervorzuheben ist der Avantgardist Frantisek Kupka (Prag, Wien, Paris). (Fischstr.30, DEL, bis zum 24. April)

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